Neonatologie Scan 2012; 01(02): 127
DOI: 10.1055/s-0032-1325849
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Prognose neonataler Risikopatienten
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erhöhtes Hypertonierisiko bei extrem Frühgeborenen

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Die Blutdruckmessung und -beurteilung im Kindesalter ist nicht selbstverständlicher Teil der pädiatrischen Betreuung. Bei Frühgeborenen ist ein Bluthochdruck eher zu erwarten. Eine schwedische Studie von Bonamy et al. liefert Daten, ab welchem Alter mit einer Hypertonie bei Frühgeborenen zu rechnen ist und wie groß dieses Risiko ist.

Die Langzeitprognose von ehemaligen Frühgeborenen ist für die Mehrzahl dieser Kinder nicht ungünstig und daher erreichen sie das Erwachsenenalter augenscheinlich als gesunde Individuen. Dennoch belegen Studien, dass Frühgeborene einen Bluthochdruck im Kindesalter entwickeln, dessen Fortsetzung ins Erwachsenenalter zu erwarten ist. Erhöhter Blutdruck ist aber auch schon im Kindesalter mit Endorganschäden verbunden. Wenig ist darüber bekannt, ab welchem Alter der Blutdruck bei Frühgeborenen beginnt von der Norm abzuweichen. Vor allem bei extrem Frühgeborenen ist die Datenlage besonders dürftig.

In einem Follow-Up der schwedischen EXPRESS-Studie (Extremely Preterm Infants Study in Sweden), in der die Häufigkeit neonataler Morbiditäten bei extrem Frühgeborenen und die damit verbundenen Risikofaktoren evaluiert wurden, erfolgte bei 68 ehemaligen extrem Frühgeborenen (23,6 – 26,9 Schwangerschaftswochen, SSW; mittleres Geburtsgewicht 810 ± 164 g) 2,5 Jahre nach der Geburt (korrigierte SSW) eine Überprüfung des Blutdrucks. Das Ergebnis wurde mit den Daten von 65 Reifegeborenen im gleichen Alter verglichen. Die Blutdruckmessung erfolgte oszillatorisch 1 – 3-mal bei den sitzenden Kindern mit einem digitalen, automatischen Oberarmblutdruckmessgerät durch speziell ausgebildete Kinderkrankenschwestern. Dabei unterschieden sich die erfolgreichen Messungen in den beiden Gruppen nicht. Abweichungen des mittleren systolischen und diastolischen Blutdrucks bei Kindern, bei denen 1-mal, 2-mal oder gar 3-mal gemessen wurde, wurden ebenfalls nicht festgestellt.

Die ehemaligen extrem Frühgeborenen hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe einen signifikant höheren systolischen und diastolischen Blutdruck gemäß der Blutdruck-Normwert-Tabellen für Geschlecht und Lebensalter- und Längenperzentilen. Der Anteil der gemessenen systolischen Blutdrucke über der 90. Perzentile betrug 44 % in der Frühgeborenengruppe und 23 % in der Kontrollgruppe der termingerecht Geborenen. Das Risiko einen Bluthochdruck zu entwickeln war für männliche Frühgeborene mehr als 3,3-mal höher und bei weiblichen Frühgeborenen fast 2,2-mal höher als für Reifegeborene. Frühgeborene Kinder, die zwischen Geburt und dem Untersuchungsalter langsamer an Gewicht zulegten, hatten dabei höhere Blutdruckwerte als diejenigen, die schnell ihr Gewicht aufholten.