Neonatologie Scan 2012; 01(02): 112-113
DOI: 10.1055/s-0032-1325829
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Neonatale Leukämien
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Leukämie bei Kindern mit Trisomie 21-Mosaik

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Das Down-Syndrom ist mit dem Auftreten einer transienten und akuten myeloischen Leukämie assoziiert, die auf spezielle Weise behandelt wird. Wenn ein Trisomie 21-Mosaik vorliegt, sollte die Leukämiebehandlung ebenfalls adaptiert erfolgen.

Im Unterschied zum Down-Syndrom ist beim Trisomie 21-Mosaik nur ein Teil der Körperzellen von der Mutation betroffen. Die genetische Variation bleibt oft unerkannt, weil klinische Hinweise meistens fehlen. Die Hauptaufgabe der hämatologisch tätigen Pädiater bestehe also darin, an die Möglichkeit einer Trisomie-assoziierten Leukämie zu denken, auch wenn bisher keine Trisomie-assoziierten Besonderheiten aufgefallen sind.

Reinhardt et al. behandelten von 2002 – 2011 15 Neugeborene mit einem Trisomie 21-Mosaik, die an einer transienten Leukämie (TL) und/oder einer akuten myeloischen Leukämie (AML) erkrankten. Die chromosomale Veränderung wurde in Fibroblasten und Lymphozyten nachgewiesen. Typisch war der immunzytologische Nachweis einer GATA1-Mutation im Exon 2. Der mutierte Transkriptionsfaktor ist durch den Verlust seiner Aktivierungsdomäne gekennzeichnet und verkürzt (GATA1 s). Die Voraussetzung für das Auftreten der Leukämien scheint das kombinierte Vorliegen des Mosaikstatus und der GATA1-Veränderung zu sein. Oft liegt zellmorphologisch ein megakaryozytärer Subtyp vor.

Von 9 Neugeborenen (0 – 2 Monate alt) mit TL erreichten 6 eine spontane und 3 eine therapieinduzierte komplette Remission, die spätestens ab der 12. Lebenswoche eintrat und im Nachbeobachtungszeitraum von 2 – 10,2 Jahren anhielt. 8 Kinder erkrankten mit durchschnittlich 17 Monaten an einer akuten myeloischen Leukämie. In 6 Fällen war der Mosaikstatus und die GATA1-Mutation bekannt und bei 2 Patienten erfolgte die Diagnose retrospektiv. Die aggressive Chemotherapie erfolgte angepasst an das spezielle Protokoll für die Down-assoziierte AML in einer reduzierten Dosis. 1 Patient mit verspätet aufgedeckter Mutation erhielt zusätzlich eine allogene Stammzelltransplantation in erster kompletter Remission. Auch die Kinder mit einer AML waren nach 1,8 – 7 Jahren alle rezidivfrei.