Neonatologie Scan 2012; 01(02): 110-111
DOI: 10.1055/s-0032-1325826
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Atmung und Herz-Kreislauf-System
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Prädiktor für das Ausmaß der transienten Tachypnoe des Neugeborenen

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Die transiente Tachypnoe des Neugeborenen gehört zu den häufigsten Ursachen von respiratorischen Störungen bei reifen Neugeborenen. Grund ist eine Adaptationsstörung der Lunge an die Luftatmung wegen einer mangelhaften Flüssigkeitsresorption in der fetalen Lunge. Normalerweise bildet sich das Problem innerhalb der ersten Lebenstage spontan zurück, in einigen Fällen kann es jedoch zu einer schweren Erkrankung mit Hypoxie und pulmonaler Hypertension kommen. Wie aber kann man den Verlauf frühzeitig abschätzen? Ozge Aydemir und Kollegen haben dies untersucht.

Die Konzentration von NT-Pro-BNP (N-terminales Pro-B-Typ des natriuretischen Peptids) ist bei Neugeborenen mit transienter Tachypnoe signifikant höher als bei gesunden Kindern. So lautet das Ergebnis der türkischen prospektiven Beobachtungsstudie an 67 Neugeborenen mit transienter Tachypnoe und 33 Kindern ohne Atemprobleme. Alle Kinder waren in oder nach der 34. Schwangerschaftswoche geboren. Die gesunden Kinder waren in Bezug auf Geburtsgewicht und Gestationsalter mit den tachypnoischen Kindern vergleichbar. Die Serumkonzentration des NT-Pro-BNP, das zur Familie der natriuretischen Peptide gehört und eine wichtige Rolle bei der Regulation des extrazellulären Flüssigkeitsvolumens spielt, wurde zu den Stunden 6, 24, 72 und 120 nach der Geburt gemessen und zwischen den beiden Gruppen verglichen.

Die Ergebnisse zeigten bei den Neugeborenen mit transienter Tachypnoe zu allen Zeitpunkten signifikant höhere NT-Pro-BNP-Konzentrationen, verglichen mit den gesunden Säuglingen (p < 0,001). Teilte man die Kinder entsprechend dem Verlauf der Tachypnoe in Subgruppen ein, waren die Konzentrationen nach 24 h und 72 h signifikant höher bei Kindern mit prolongiertem Verlauf ( > 72 h) gegenüber Kindern mit kürzerem Verlauf. Ebenso waren sie deutlich höher bei Kindern, die eine mechanische Atmungsunterstützung in Form von CPAP (continuous positive airway pressure) oder künstlicher Beatmung benötigten. Die Gesamtdauer der Tachypnoe korrelierte mit der NT-Pro-BNP-Konzentration nach 24 h (Pearson-Korrelationskoeffizient r = 0,41). Eine Korrelation mit der Art der Entbindung (vaginale Geburt vs. Kaiserschnitt) wurde nicht gefunden.

Bei Wahl eines geeigneten Cutoff-Werts (6575 pg/ml) konnte eine erhöhte Serumkonzentration von NT-Pro-BNP nach 24 h die Notwendigkeit für eine mechanische Atmungsunterstützung mit einer Sensitivität von 85 % und einer Spezifität von 64 % vorhersagen. Legte man den Cutoff-Wert auf 5815 pg/ml fest, wurde ein prolongierter Verlauf der Tachypnoe mit einer Sensitivität von 80 % und einer Spezifität von 56 % vorhergesagt.