Neonatologie Scan 2012; 01(02): 109-110
DOI: 10.1055/s-0032-1325825
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Atmung und Herz-Kreislauf-System
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Entwöhnung vom CPAP bei Frühgeborenem

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Die Beatmung mittels CPAP (continuous positive airway pressure) kann bei Frühgeborenen die Notwendigkeit endotrachealer Intubation sowie das Auftreten bronchopulmonaler Dysplasien vermindern, Atelektasen verhindern bzw. wiedereröffnen und die Länge des Klinikaufenthaltes insgesamt verringern. Atmet das Kind ausreichend am CPAP-System, wird der positive Druck allmählich vermindert, bis eine Spontanatmung ohne Unterstützung möglich ist. Wie aber die Entwöhnung im Einzelnen am besten und erfolgreichsten durchgeführt wird, ist noch Gegenstand der Diskussion. Einen Beitrag dazu hat die Gruppe um David Todd vom australischen Canberra Hospital geliefert.

Frühgeborene werden bei ausreichender Spontanatmung am besten in einem einzigen Schritt vom CPAP-System entwöhnt. So das Ergebnis der australischen Neonatologen, die zwischen April 2006 und Oktober 2009 insgesamt 177 Kinder mit einem Gestationsalter von unter 30 Wochen in ihre prospektive, randomisierte Studie aufgenommen hatten. Die Kinder mussten die sogenannten „Stabilitätskriterien“ erfüllen, dazu gehörten u. a. ein positiver Druck von maximal 6 cm H2O über mindestens 12 h, eine inspiratorische Sauerstofffraktion von maximal 0,25, eine Atemfrequenz unter 60 /min und eine mittlere Sauerstoffsättigung über 86 %. Die Kinder wurden dann randomisiert einer von 3 Entwöhnungsmethoden zugewiesen:

  • Methode 1: Entfernung des CPAP mit dem Ziel einer dauerhaften nicht unterstützten Atmung (56 Kinder)

  • Methode 2: Entfernung des CPAP für eine bestimmte Zeit, dann erneuter CPAP-Einsatz für mindestens 6 h; die Zeit ohne CPAP wurde dabei allmählich in Schritten von 2 – 4 Stunden verlängert (69 Kinder)

  • Methode 3: Entfernung des CPAP ähnlich wie bei Methode 2, dabei erhielten die Kinder aber in der „CPAP-freien“ Zeit zusätzlich ein Sauerstoff-Luft-Gemisch über Nasensonde (Flow 0,5 l/min) (52 Kinder)

Primäre Studienendpunkte waren die Zeit, die für die dauerhafte Entwöhnung benötigt wurde, und die Dauer der CPAP-Beatmung, sekundäre Endpunkte umfassten u. a. die Häufigkeit von bronchopulmonalen Dysplasien (BPD; definiert als zusätzlicher Sauerstoffbedarf in der 36. Gestationswoche zum Erreichen einer Sauerstoffsättigung von über 86 %) und Dauer des Klinikaufenthalts. Die Kinder in den 3 Gruppen zeigten keine signifikanten Unterschiede bei Gestationsalter oder Geburtsgewicht.

Methode 1 führte zu signifikant kürzeren Zeiten für die Gesamtentwöhnung, definiert als nicht unterstützte Spontanatmung über mindestens 5 konsekutive Tage: Sie lag im Mittel bei 11,3 Tagen im Vergleich zu 16,8 Tagen für Methode 2 und 19,4 Tagen für Methode 3 (p < 0,0001). Auch die Dauer der CPAP-Atmung insgesamt war kürzer: Im Mittel betrug sie 24,4 Tage für Methode 1 vs. 36,6 bzw. 30,5 Tage für die Methoden 2 bzw. 3. Auch sämtliche sekundäre Endpunkte zeigten eine Überlegenheit für Methode 1: Die Häufigkeit von BPD lag bei 12,5 % vs. 42 % (Methode 2) bzw. 19 % (Methode 3; p = 0,011 für den Vergleich). Der Klinikaufenthalt betrug 58,5 Tage für Methode 1, 73,8 Tage für Methode 2 und 69,5 Tage für Methode 3 (p < 0,0001).