Neonatologie Scan 2012; 01(02): 102-103
DOI: 10.1055/s-0032-1325816
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Sehfunktion
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Bei spät Frühgeborenen entwickeln sich visuelle Funktionen beschleunigt

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Einige visuelle Funktionen wie „Fixieren“ und „Ziel verfolgen“ können bereits bei Frühgeborenen in der 30. – 32. Woche nachgewiesen werden. Italienische Wissenschaftler haben bei spät Frühgeborenen (34. – 37. Woche) den Status der visuellen Funktion kurz nach der Geburt und noch einmal zum Zeitpunkt einer fristgerechten Entbindung beurteilt und die Ergebnisse mit denen bei fristgerecht Neugeborenen verglichen.

Vier von 9 untersuchten Parametern der visuellen Funktion reiften zwischen Entbindung und dem Alter einer fristgerechten Entbindung (term equivalent age, TEA, zwischen 39. und 41. Woche) deutlich heran; die Untersuchungsergebnisse waren bei der TEA bei 2 Untersuchungsparametern (Aufmerksamkeit in Distanz, Unterscheidung von schwarz-/weiß-gestreiften Zielen) besser als bei fristgerecht Entbundenen 2 Tage nach der Geburt.

An der Untersuchung nahmen 80 spät Frühgeborene teil (im Mittel Schwangerschaftswoche 35,2) mit einem mittleren Geburtsgewicht von 2400 g. Alle Frühgeborene wurden 48 – 72 h nach Entbindung und bei der TEA mit einer Testbatterie untersucht, in der 9 visuelle Fähigkeiten getestet wurden:

1. Spontane Augenbeweglichkeit

2. Zielgerichtete Augenbeweglichkeit

3. Fixierung

4. + 5. Horizontales und vertikales folgen

6. + 7. Bogen und Farben folgen

8. Fähigkeit, zwischen schwarz-weiß gestreiften Zielen zu unterscheiden

9. Aufmerksamkeit auf ein Ziel in mindestens 30 cm Entfernung.

Bei 5 der untersuchten Parameter (Punkte 1 – 3 sowie horizontales folgen und Farben folgen) unterschieden sich die Ergebnisse an beiden Untersuchungsterminen nur geringfügig. Jeweils 90 % – 100 % der Frühgeborenen hatten positive Testergebnisse. Bei den übrigen Parametern zeigten sich deutliche Reifungsprozesse: So waren etwa kurz nach der Geburt nur 58 % der Frühgeborenen in der Lage, einem Ziel vertikal zu folgen, zum Zeitpunkt der TEA waren es 88 %. Beim Bogen folgen betrugen die Raten 27 % und 62 %. Zum Zeitpunkt der TEA waren 50 % mehr Frühgeborene als kurz nach der Entbindung in der Lage, in kurzen Abständen vorgehaltene, schwarz-weißgestreifte Karten zu unterscheiden. Bei der Aufmerksamkeit schließlich auf ein Ziel in Distanz schnitten zu beiden Untersuchungsterminen die meisten Kinder gut ab, aber die Ergebnisse waren bei der TEA signifikant besser.

Bei Vergleich mit den visuellen Fähigkeiten fristgerecht entbundener Neugeborenen 48 h nach der Geburt schnitten die Frühgeborenen kurz nach der Entbindung in 7 von 9 Parametern ähnlich ab; nur bei den Parametern Aufmerksamkeit auf Ziele in Distanz und Diskriminierung von schwarz-weiß gestreiften Zielen waren die Ergebnisse bei fristgerecht Entbundenen besser. Bei diesen beiden Parametern waren die Testergebnisse bei den spät Frühgeborenen zum Zeitpunkt der TEA allerdings besser als bei den fristgerecht Entbundenen.