Der Nuklearmediziner 2012; 35(3): 128-129
DOI: 10.1055/s-0032-1318897
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rezidivierendes hochgradiges Gliom – Antiangiogene Therapieversager mit 18F-FET-PET vorhersagbar

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Publication Date:
17 January 2013 (online)

Die Rolle des metabolischen Tracers O-(2-18F-Fluoroethyl)-L-Tyrosine bei PET (18F-FET-PET) zur Verlaufskontrolle der antiangiogenen Therapie ist noch nicht ausreichend bekannt. Deshalb untersuchten M. Hutterer et al. aus Österreich retrospektiv an einer Serie von 11 Patienten mit rezidivierendem hochgradigem Gliom den prognostischen Wert der 18F-FET-PET im Vergleich zur Standard-MR-Bildgebung.

J Nucl Med 2011; 52: 856–864

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Laut den Autoren könnte die 18F-FET-PET bei Patienten mit rezidivierendem hochgradigem Gliom, die zuvor eine antiangiogene Therapie erhalten hatten, besser Therapieversager vorhersagen als die MRT. Im Bild zu sehen: Glioblastom WHO-Grad IV: MRT mit T1-Bild nach Kontrastmittelgabe (links) sowie T2-FLAIR-Bild (Mitte) und FET-PET und in transversaler Schnittführung (rechts) (Bild: Langen K-J, Stoffels G. Nuklearmediziner 2009; 32: 135–141).

Die PET mit radioaktiv markiertem Aminosäure-Tracer kann in Kombination mit der MRT die Diagnostik und Therapieplanung zerebraler Gliome verbessern. Die hochgradigen Gliome sind hochaggressive primäre Hirntumoren mit schlechter Prognose. Die Aggressivität beruht hauptsächlich auf der ständigen Neubildung von Tumorgefäßen, die durch den Wachstumsfaktor VEGF unterhalten wird. VEGF-Hemmstoffe bilden deshalb die Grundlage der antiangiogenen Therapie mit dem Ziel der Tumorverkleinerung.

Mit den Standard-MRT-Methoden lassen sich anti-vaskuläre von anti-tumorösen Therapieeffekten nur schwer unterscheiden. Von der Kombination mit der 18F-FET-PET erhofft man sich zusätzliche Informationen in Bezug auf Tumorremission oder Therapieversagen. Neben den morphologisch-funktionellen bzw. anatomischen Informationen über die MRT erlaubt die 18F-FET-PET die zusätzliche Darstellung metabolischer Veränderungen der Tumoraktivität, da Gliomzellen den Aminosäure-Tracer 18F-FET gut anreichern können, normales Hirngewebe jedoch nicht.

Es stellte sich deshalb die Frage, ob mit der kombinierten Anwendung von 18F-FET-PET und MRT im Vergleich zu Standard-MRT-Verfahren unter RANO-Kriterien (RANO = Response Assessment in Neurooncology) das Ansprechen der antiangiogenen Therapie im Verlauf besser beurteilt werden kann und ob dabei Tumorrezidive von posttherapeutischen Veränderungen unterschieden werden können.

Es wurden 11 Patienten (7 Männer, 4 Frauen) mit rezidivierend-progressivem hochgradigem Gliom eingeschlossen, die auf die First- und Second-Line-Therapie nicht ansprachen und auch für die Chirurgie oder Strahlentherapie nicht infrage kamen. Im Zeitraum von im Mittel 6 Monaten erfolgten unter der kombinierten Therapie mit Bevacizumab und Irinotecan die Verlaufsbeobachtung mit Standard-MRT und 18F-FET-PET im regulären Abstand von 8 bis 12 Wochen.

Der Therapieerfolg wurde per MRT (RANO) mit der T1 / T2-Volumetrie beurteilt. Für das Ansprechen der Therapie unter 18F-FET-PET wurde eine Abnahme des Uptake-Wertes von mehr als 45% vom Standardwert als Responder definiert. Die Volumetrien und Verlaufsabschätzungen beider Verfahren wurden miteinander verglichen und in Relation zum progressionsfreien Überleben (PFS) gesetzt.

Im Verlauf zeigte das MRT ein teilweises Ansprechen bei 7 von 11 Patienten (65%), einen stabilen Verlauf und eine Tumor-Progression bei jeweils 2 Patienten (18%). Nach dem 18F-FET-PET waren 5 von 11 Patienten (45%) metabolische Responder und 6 von 11 Non-Responder (55%). Sowohl bei den mit 18F-FET-PET als auch bei den mit MRT erfassten Respondern war das PFS signifikant länger als bei den jeweiligen Non-Respondern (10,24 vs. 4,1 Monate, p = 0,025 bzw. 7,9 vs. 2,3 Monate, p = 0,015). In 4 Fällen (36,4%) konnte mit der PET im Vergleich zum Standard-MRT die Tumorprogression früher entdeckt werden.

Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie sprechen dafür, dass die 18F-FET-PET bei Patienten mit rezidivierendem hochgradigem Gliom dazu beitragen kann, das Ansprechen auf eine antiangiogene Therapie in Bezug auf Therapieversager besser vorherzusagen als die ausschließliche Abschätzung mittels MRT auf Basis der RANO-Kriterien.

Maria Weiß, Berlin