Neonatologie Scan 2012; 01(01): 44
DOI: 10.1055/s-0032-1310221
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Immunologie und Infektiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bovines Lactoferrin schützt vor Pilzinfektionen bei Frühgeborenen

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Mit der Ausgangsstudie zeigten Manzoni et al., dass Rinder-Lactoferrin (bLF) als Nahrungs-Supplement für extrem untergewichtige Neugeborene die Sepsisgefahr reduzierte. In einer 2. Untersuchung prüften sie jetzt, ob bLF allein oder in Kombination mit einem Probiotikum die Kolonisierung und die assoziierten Infekte durch Pilze verringert.

Das Lactoferrin in der Muttermilch hat eine hohe antiinfektive Kapazität und soll fungistatisch und fungizid wirken. bLF moduliert wie das humane Lactoferrin die Enterozytenreifung und Immunkompetenz. Da die meisten systemischen Pilzinfektionen durch die Translokation von Pilzkolonien aus dem Darm in den Blutstrom entstehen, wird die protektive Lactoferrinwirkung auf die veränderten Enterozyteneigenschaften zurückgeführt. Auch für Probiotika wird ein Schutzeffekt angenommen.

Täglich erhielten 153 Frühgeborene mit niedrigem Geburtsgewicht 100 mg bLF oral, 151 zusätzlich Lactobacillus rhamnosus (LGG) und 168 bekamen Placebo. Die Therapie wurde spätestens am 3. Lebenstag begonnen. Ernährungscharakteristika, Risikofaktoren für eine Sepsis und die Versorgung waren in den Gruppen nicht verschieden. Mehrfach wöchentlich wurden Überwachungskulturen entnommen. Eine invasive Pilzinfektion bestand bei positiven Kulturen aus Blut, Urin, Liquor und Peritonealflüssigkeit so bei 17 Frühchen. Die Kolonialisierung war für die Behandlungsgruppen nicht verschieden (p = 0,89). Das Kolonialisierungsausmaß war in den supplementierten Gruppen unwesentlich geringer (p = 0,10). Die mit bLF und bLF/LGG behandelten Patienten hatten seltener systemische Pilzinfektionen (0,7 % und 2,0 % vs. 7,7 %; p = 0,002 und p = 0,2). Ein Übergang von der Besiedlung zu einer Infektion war seltener (3,7 und 12,% vs. 41,9 %; p < 0,001 und p = 0,02). Das Körpergewicht war nicht maßgeblich. Auch die Ernährung mit Muttermilch oder Fertigprodukten beeinflusste die Ergebnisse nicht. Hauptkeime waren Candida albicans und Candida parapsilosis. Die Inzidenz von Urininfektionen betrug in den Behandlungsgruppen 0,7 % und für Placebo 2,4 % (p jeweils 0,37).