Neonatologie Scan 2012; 01(01): 36
DOI: 10.1055/s-0032-1310207
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Zentralnervensystem
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Hypoxisch-ischämische Hirnschäden: Effekt von Ganzkörperkühlung auf den Hirnstoffwechsel

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

In den letzten Jahren erwies sich die Ganzkörperhypothermie als aussichtsreiche Therapie für reif geborene Kinder mit perinatalen hypoxisch-ischämischen Hirnschäden. Corbo et al. untersuchten in ihrer retrospektiven Studie, ob bei diesen Patienten die Hypothermie strukturelle Läsionen und/oder metabolische Defizite verringern kann. Dafür verwendeten sie Befunde der konventionellen MRT, der MR-Spektroskopie (MRS) und der MR-spektroskopischen Bildgebung (MRSI).

Insgesamt wurden Daten von 38 Neugeborenen mit perinatalen hypoxisch-ischämischen Hirnschäden ausgewertet, bei denen Diagnose und MRT-/MRS-Untersuchungen innerhalb der ersten 14 Lebenstage erfolgten. Die Hälfte der Patienten erhielt innerhalb von 72 h eine Ganzkörperkühlung. Beide Gruppen, mit bzw. ohne Hypothermie, wurden auf der Basis des 5-Minuten-Apgar-Scores angeglichen. Die Kontrollgruppe bildeten 9 reif geborene Kinder ohne perinatale Aphyxie und normalen MRT-/MRS-Befunden. Ein 1,5-Tesla-Ganzkörper-MRT-System diente der Bildakquisition. Für folgende Metabolite wurden die Spiegel und Quotienten ermittelt: N-Acetylaspartat, Kreatin, Cholin, Myo-Inositol, Glutamat/Glutmin und Laktat.

Zum Zeitpunkt der MRT-/MRS-Untersuchungen gab es zwischen beiden Studiengruppen keine Unterschiede in Bezug auf die demografischen, klinischen und Labordaten. Bei der Entlassung waren die Ergebnisse auf einer 6-Punkte-Skala zur Bewertung der Schwere einer Enzephalopathie in der Hypothermie-Gruppe signifikant niedriger (p < 0,001). Beim Vergleich der T1-gewichteten, Protononendichte-gewichteten, T2-gewichteten Aufnahmen sowie der diffusionsgewichteten Sequenzen ergaben sich in den Basalganglien niedrigere Werte ( = geringere Verletzung) bei den mit Hypothermie Behandelten. Gleiches galt auch für T1-gewichtete Aufnahmen in der Grenzzone. Dagegen blieb die kombinierte Beurteilung von Basalganglien und Grenzzone ohne Unterschied.

In der okzipetalen grauen Substanz zeigten die Spektren der Einzelvolumen-MRS bzw. MRSI Laktat nach der Hypothermie bei 10,5 % der Patienten an, ohne diese Therapie in 31,6 % der Fälle (p < 0,01). In dieser Hirnregion war bei den Kindern der Kontrollgruppe kein Laktat messbar. Die reduzierten N-Acetylaspartat-Resultate in beiden Studiengruppen (p jeweils < 0,01) führten bei denjenigen ohne Hypothermietherapie zu niedrigeren Quotienten für N-Acetylaspartat/Kreatin (p = 0,02) und N-Acetylaspartat/Cholin (p < 0,01). Mit Ganzkörperkühlung war nur das Acetylaspartat/Cholin-Verhältnis verringert (p = 0,03).

Im Thalamus führte die Hypothermie bei 10,5 % der Patienten zu Laktat-Peak-Spektren, ohne Kühlung in 29,4 % der Fälle (p = 0,01). Im Kontrollgruppenvergleich verringerte sich bei den Hypothermie-Patienten der N-Acetylaspartat/Kreatin-Quotient im Thalamus nicht signifikant und das N-Acetylaspartat/Cholin-Verhältnis schwach signifikant (p < 0,05). Bei den Patienten ohne Hypothermie waren beide Quotienten signifikant verringert (p < 0,02 und p < 0,01).