Neonatologie Scan 2012; 01(01): 33-34
DOI: 10.1055/s-0032-1310203
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Stoffwechsel und Endokrinologie
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Kontrolle der Blutglucosekonzentration bei Frühgeborenen: Welches Schema ist empfehlenswert?

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Hyperglykämien sind ein häufiges Phänomen bei Frühgeborenem – manche Untersuchungen schätzen bei sehr kleinen „Frühchen“ die Inzidenz auf über 50 %. Da zu hohe Blutglucosekonzentrationen mit erhöhter Morbidität (intrakranielle Blutungen, Frühgeborenem-Retinopathie) und Mortalität verknüpft sind, stellt sich die Frage, ob eine intensive antihyperglykämische Behandlung die entsprechenden Probleme verhindern könnte. Ist eine Blutzuckereinstellung innerhalb enger Grenzen mit Insulin dazu geeignet, oder kommt es darunter gehäuft zu Hypoglykämien, die ihrerseits zu Störungen der neurologischen Entwicklung führen können? Kann andererseits Insulin, das beim Fetus auch als Wachstumsfaktor wirkt, das postnatale Wachstum verbessern? Eine Arbeitsgruppe aus Neuseeland hat sich dieser Fragen angenommen.

Eine straffe Blutzuckereinstellung mit Insulin kann zwar das postnatale Kopfwachstum und die Gewichtszunahme verbessern, tut dies aber auf Kosten des Längenwachstums. Außerdem ist das Risiko von Hypoglykämien deutlich erhöht. Diese Ergebnisse fanden Jane Alsweiler und Kollegen in ihrer randomisierten, kontrollierten Studie mit insgesamt 88 Frühgeborenen (vor der vollendeten 30. Schwangerschaftswoche geborene Kinder oder Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g), die nach der Geburt eine Hyperglykämie entwickelten (Blutglucose bei zwei Messungen im Abstand von 4 h > 8,5 mmol/l [153 mg/dl]). Die Kinder wurden randomisiert entweder der Gruppe mit straffer Einstellung zugewiesen (Ziel-Glucosekonzentration 4 – 6 mmol/l [72 – 108 mg/dl], 43 Kinder, Interventionsgruppe) oder der Standardgruppe (Ziel-Glucosekonzentration 8 – 10 mmol/l [144 – 180 mg/dl], 45 Kinder), die sonstige Ernährung war vergleichbar.
Die Ergebnisse zeigten, dass in der Gruppe mit straffer Blutzuckereinstellung unter Insulin (Gesamtdosis 13,5 IU/kg) zwar Kopfwachstum und Gewichtszunahme signifikant höher waren als in der Standardgruppe (Gesamtinsulindosis 1,8 IU/kg), allerdings war dabei das Längenwachstum bis zur vollendeten 36. postkonzeptionellen Woche signifikant geringer. Weiterhin traten in der Gruppe der strengen Glucosekontrolle häufiger Hypoglykämien auf, definiert als Glucosekonzentration unter 2,6 mmol/l (47 mg/dl): bei 25 von 43 Kindern gegenüber 12 von 45 in der Standardgruppe. Morbidität und Mortalität dagegen unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Gruppen.