Neonatologie Scan 2012; 01(01): 17-18
DOI: 10.1055/s-0032-1310180
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Ernährung und Gastrointestinaltrakt
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Ranitidin: Höheres Infektionsrisiko bei Frühgeborenen

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Die Magensäure stellt bei Neugeborenen einen wichtigen nichtimmunologischen Schutzmechanismus vor Infektionen dar. G. Terrin et al. gingen nun der Frage nach, ob die Behandlung mit Ranitidin bei Frühgeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht das Risiko für Infektionen und nekrotisierende Enterokolitiden erhöht.

Pediatrics 2012; 129: e40 – e45

Eingang in die Studie fanden Frühgeborene mit einem Gestationsalter zwischen 24 und 32 Wochen sowie einem Geburtsgewicht zwischen 401 und 1500 g. Die Autoren verglichen dabei Säuglinge, die Ranitidin erhalten hatten, mit solchen, bei denen dies nicht der Fall war. Indikation, Dosierung und Dauer der Ranitidintherapie lagen dabei im Ermessen der behandelnden Ärzte, die über Ziel und Zweck der Studie nicht informiert waren. Primärer Endpunkt war die Rate an Infektionen der Neugeborenen mit und ohne Exposition gegenüber Ranitidin. Sekundäre Endpunkte waren nekrotisierende Enterokolitiden, die Mortalität und die Verweildauer im Krankenhaus. Bezüglich der Ernährung erhielten die Säuglinge vom ersten Lebenstag an pro Tag 10 ml/kg Formelnahrung für Frühgeborene in 8 – 12 Portionen sowie Muttermilch falls verfügbar. Die Gesamtmenge der Nahrung wurde im Verlauf um 10 – 20 ml/kg pro Tag gesteigert.

Insgesamt gingen 274 Säuglinge in die Analyse ein, von denen 91 Ranitidin erhalten hatten. Neugeborene, die mit Ranitidin behandelt wurden, hatten mehr Infektionen als Neugeborene, die kein Ranitidin erhielten, was vor allem für Sepsis, Pneumonien und Harnwegsinfekte galt. 37,4 % (n = 34) mit Ranitidintherapie erlitten eine Infektion, was in der anderen Gruppe nur bei 9,8 % (n = 18) der Säuglinge der Fall war, einer Odds Ratio von 5,5 entsprechend. Das Infektionsrisiko korrelierte dabei nicht mit der Dauer der Ranitidingabe. Die mittlere Zeit zwischen Beginn der Ranitidinbehandlung und Auftreten der Infektion lag bei 17,9 Tagen. Auch das Risiko für eine nekrotisierende Enterokolitis war nach Ranitidingabe um den Faktor 6,6 erhöht. Die Mortalitätsrate lag bei den mit Ranitidin behandelten Säuglingen mit 9,9 % vs. 1,6 % ebenfalls signifikant höher, dies galt auch für die mediane Verweildauer (52 vs. 36 Tage).