Neuroradiologie Scan 2011; 1(1): 13-14
DOI: 10.1055/s-0030-1256906
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Jain R, Narang J, Schultz L et al. Permeability estimates in histopathology-proved treatment-induced necrosis using perfusion CT: Can these add to other perfusion parameters in differentiating from recurrent/progressive tumors? AJNR Am J Neuroradiol 2011; 32: 658 – 663

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Oktober 2011 (online)

Verbesserte Differenzierung zwischen Neoplasie und therapieinduzierter Nekrose

Die Perfusions-CT ermöglicht bei Hirntumoren nach einer Strahlentherapie die Differenzierung in Tumorprogress oder therapiebedingte Nekrose. Patienten mit fortschreitender Krankheit zeigen häufig hohe bzw. steigende Werte für Blutvolumen, Blutfluss und Permeabilität. Hier setzte die Untersuchung von Jain et al. an, in der zusätzlich zu anderen Perfusionsparametern das Permeabilitäts-Oberflächenprodukt (Permeabilty Surface Area Product = PS) bewertet wurde.

In ihre retrospektive Studie nahmen die Autoren Patienten auf, deren Hirntumoren zuvor mit einer Radio-Chemotherapie behandelt worden waren. In der Follow-up-Bildgebung wurden neue Anreichungsareale festgestellt, die mit der Perfusions-CT auf Rezidive bzw. Tumorprogress oder therapiebedingte Nekrosen untersucht werden sollten. Insgesamt konnten die Ergebnisse von 38 Patienten ausgewertet werden. Die CT-Untersuchungen fanden in einem 64-Zeilen-Scanner mit einer mittleren effektiven Strahlenbelastung für die Patienten von 3,5 – 3,8 mSv statt. Für die Parameter zerebrales Blutvolumen (CBV), zerebraler Blutfluss (CBF), mittlere Transitzeit (MTT) und PS wurden Perfusionskarten erstellt. Patienten, bei denen in Gewebeproben therapiebedingter Veränderungen auch vitales Tumorgewebe vorhanden war, wurden zur Gruppe mit wiederauftretender/fortschreitender Krankheit gezählt.

Von den 38 Studienteilnehmern hatten 11 reine therapiebedingte Nekrosen und 27 Rezidive/Tumorprogressionen. Die Zeit zwischen dem Auftreten therapiebedingter Nekrosen und Strahlentherapie betrug im Median 15 Monate, bei wiederauftretender/fortschreitender Krankheit waren es 13 Monate. Vor den Perfusions-CT-Untersuchungen erhielten 10 Patienten Steroide. Die PS-Werte waren bei therapiebedingten Nekrosen deutlich niedriger als bei Rezidiven/Tumorprogressionen (1,8 vs. 3,6 ml/100g/min; p = 0,001). Ebenso verhielt es sich mit den Werten für relatives CBV (1,2 vs. 2,1; p < 0,001) und relativen CBF (1,2 vs. 2,6; p = 0,004). Die relative MTT war bei therapiebedingten Nekrosen etwas höher (1,4 vs. 1,0; p = 0,18). Die Sensitivität und Spezifität des PS zur Unterscheidung zwischen therapiebedingten Nekrosen und Rezidiven/Tumorprogressionen erreichte bei einem Grenzwert > 2,5 (ROC-Analyse) 81,5 und 81,8 %.

Nativ-CT eines Patienten mit malignem Melanom. Die rechtsfrontale Metastase hat, wie beim Melanom relativ typisch, eingeblutet und ist deshalb im Nativ-CT bereits gut abgrenzbar. Zwei linksseitige Metastasen sind im Nativ-CT durch ihr deutliches Perifokalödem gut erkennbar (Bild: Forsting M. Radiopraxis 2008; 1: 29 – 39).

Fazit
Zu den Limitationen der Studien gehören u.a. der geringe Stichprobenumfang und die Steroidgabe mit dadurch möglicherweise fehlerhaften Permeabilitätseinschätzungen. Dennoch kann nach Meinung der Autoren die PS-Beurteilung die Genauigkeit der Perfusions-CT in der Unterscheidung therapiebedingter Nekrosen und Rezidiven/Tumorprogressionen verbessern.

Matthias Manych, Berlin

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