Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2010; 8(4): 25-28
DOI: 10.1055/s-0030-1250515
Nährstoff-Spezial

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Eisen bei Restless-Legs-Syndrom

Uwe Gröber
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Publication Date:
21 December 2010 (online)

Die Beschwerden beim Restless-Legs-Syndrom kommen häufig in Ruhephasen. © PhotoDisc; nachgestellte Situation.

Das Restless-Legs-Syndrom, RLS (Syndrom der ruhelosen Beine), ist eine neurologische Erkrankung mit einem erhöhten Bewegungsdrang in den Beinen. In der Umgangssprache wird RLS auch als „Rastloser Schlaf“ bezeichnet. In Zuständen der Ruhe (z. B. Schlaf) klagen Patienten mit RLS in den Beinen und/oder Füßen über neuropathieartige Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Wärmegefühl oder Schmerzen. Die Missempfindungen lösen bei den Betroffenen einen unwiderstehlichen Drang aus, sich zu bewegen, die Muskulatur anzuspannen oder zu dehnen. Häufig treten auch unwillkürliche Bewegungen und Schlafstörungen auf.

Schätzungen zufolge sind etwa 5–10 % der deutschen Bevölkerung vom RLS betroffen. Damit wäre das RLS eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen überhaupt. Die Ursachen des RLS sind noch nicht eindeutig geklärt. Eine zentrale Rolle in der Pathogenese scheint jedoch eine Störung im Neurotransmitterhaushalt, insbesondere des Dopamins, zu spielen. Bei RLS-Patienten ist häufig ein niedriger Eisenstatus, z. T. auch ein Eisenmangel nachweisbar (Laborparameter: Serum-Ferritin). Eisenmangel scheint die Symptomatik bei RLS zu verstärken [1]. Als Kofaktor der Tyrosin-Hydroxylase spielt Eisen eine essenzielle Rolle bei der Synthese des Neurotransmitters Dopamin ([Abb. 1]).

Abb. 1 Eisenabhängige Biosynthese von L-Dopa und Dopamin.

In einer aktuellen randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie an 60 Patienten mit RLS (Serum-Ferritin ≤ 45 µg/l) wurde der Einfluss der intravenösen Applikation von Eisen (III) auf die RLS-Symptomatik geprüft [2]. Die Patienten erhielten dabei intravenös entweder 1000 mg Eisensukrose (n = 29) oder 0,9 % Kochsalzlösung (n = 31). Primärer Endpunkt der Studie war der Score auf der RLS Severity Scale (IRLS) in der 11. Woche nach Intervention. Die mittleren IRLS-Scores sanken dabei bis zur 11. Woche in der Eisengruppe von 24 auf 7 und in der Placebogruppe von 26 auf 17, der Unterschied war aber statistisch nicht mehr signifikant (p = 0,123). Die Drop-out-Rate betrug in der Placebogruppe 61 % gegenüber 17 % in der Eisengruppe, was auf eine bessere Langzeitkontrolle der Symptome nach intravenöser Eisentherapie schließen lässt. Obwohl die günstige Wirkung von Eisen auf die RLS-Symptomatik nach 11 Wochen nicht signifikant war, zeigt doch die Studie, dass Eisen die Symptome kurzzeitig und im Langzeitverlauf günstig beeinflussen kann [2].

Anmerkung: Die Rationale für eine Eisentherapie (p. o., i. v.) sollte bei RLS immer der Eisenstatus (Serum-Ferritin < 50 µg/l) sein. Idealerweise sollte der Zielferritinwert nach der Eisengabe über 100 µg/l liegen.

Literatur

  • 1 Satja P et al. Restless legs syndrome: pathophysiology, diagnosis and treatment.  CNS Drugs. 2008;  22 497-518
  • 2 Grote L et al. A randomized, double-blind, placebo controlled, multi-center study of intravenous iron sucrose and placebo in the treatment of restless legs syndrome.  Mov Disord. 2009;  24 1445-1452
  • 3 Gröber U. Mikronährstoffe. Metabolic Tuning-Prävention-Therapie.. Stuttgart: WVG; 2010
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