Rofo 1949; 72(7): 74-88
DOI: 10.1055/s-0029-1231652
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Echte und falsche intra- bzw. parabulbäre Niveaubildungen, insbesondere Symptomatologie und Differentialdiagnose des Pseudoniveaubulbus

Zugleich eine röntgendiagnostische Studie über einige Beziehungen zwischen Kontrastflüssigkeit und BulbuswandH. J. Leutke
  • Aus der III. Medizinischen Universitäts-Poliklinik Berlin (Direktor: Prof. Dr. I. Zadek)
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Eingangs wird darauf hingewiesen, daß Abweichungen bezüglich der Form des physiologischen Haubenbulbus oft als Symptome eines abgelaufenen oder noch floriden Ulcus duodeni gedeutet werden, wie aus Nachprüfungen auswärts röntgenologisch untersuchter Patienten hervorging. Im besonderen galt dies für Fälle, bei denen niveauartige Verziehungen am Bulbus bzw. Niveaubildungen im Bulbus bestanden. Nach Definition des Begriffes „Niveau“ wird der ptotische Niveaubulbus — eine fakultative, echte Niveaubildung im Bulbus bei obligatorischen Magenptosen — mit seiner Symptomatologie beschrieben. Einige Fälle werden angeführt. Anschließend wird auf eine andere, größere Gruppe von sogenannten „Niveaubildungen“ im Bulbus hingewiesen. Es sind dies Fälle, wo es bei oder nach entzündlicher Erkrankung der Gallenblase zu Verwachsungen zwischen Gallenblase und Bulbus duodeni gekommen ist. Diese sogenannten „Niveaubulbi“ seien nicht obligatorisch und im übrigen keine echten Niveaubildungen im Bulbus. Daher müßte der Begriff „Niveaubulbus“, wie er von einigen Autoren bisher bezeichnet wurde, fallengelassen werden. Es handele sich vielmehr um die niveauähnliche, scharf horizontal verlaufende, craniale Begrenzung des Innenausgusses des Bulbus duodeni. Zwischen der retroperitoneal gelegenen, unbeweglichen Pars descendens duodeni und der entzündlich veränderten Gallenblase würden die obere Wand, das „Dach“ des Bulbus und der Pars superior duodeni straff angespannt, so daß das Bild eines Pseudoniveaus entstände. Daher träfe man bei Fällen von Duodenum mobile, das viel häufiger, als bisher angenommen, vorkomme, niemals einen solchen Pseudoniveaubulbus. Den Pseudoniveaubulbus schlechthin fände man bei Patienten mit Status nach Cholecystektomie. Zusätzlich träfe man dabei die verschiedenartigsten Bilder nichtulceröser Deformierungen des Bulbus. Anschließend wird eine Reihe von Pseudoniveaubulbusfällen gebracht und die Symptomatologie erläutert. Danach werden die Ergebnisse zusammengefaßt. Bei Magen- und Darmdurchleuchtungen hätten sich 10% Fälle von Pseudoniveaubulbus gefunden, wobei die Cholecystogramme dieser Fälle positiv, schwach positiv und am häufigsten negativ gewesen seien. Oft seien Gallensteine nachgewiesen worden. Anschließend wird darauf aufmerksam gemacht, daß in allen Fällen von oft schon sehr lange bestehenden Pseudoniveaubulbi anamnestisch und röntgenologisch niemals ein Ulcus duodeni festgestellt wurde. Es wird aus dieser Beobachtung gefolgert und zur Diskussion gestellt, daß durch das Vorliegen eines Pseudoniveaubulbus vielleicht lokal ungünstige Bedingungen entständen, die später das Manifestwerden eines Ulcus duodeni verhinderten. Die Demonstration und Erörterung weiterer differentialdiagnostisch wichtiger Bilder von echten und falschen Niveaubildungen im und am Bulbus schließen die Arbeit ab.

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