Rofo 1949; 71(2): 257-272
DOI: 10.1055/s-0029-1231549
Originalarbeiten

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Die Selladiagnostik1)

M. Carstens
  • Aus der Medizinischen Universitätsklinik Jena (Direktor Prof. Dr. W. H. Veil †)
1) Diese Arbeit wurde 1944 abgeschlossen.
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Publication Date:
09 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird der Begriff der „Selladiagnostik“ umrissen. An Hand einer größeren Untersuchungsreihe gesunder Jugendlicher und eines ausgedehnten Krankengutes wird die pathologische Sella behandelt, und besonders die Größenabweichungen und Brückenbildungen werden besprochen. Die Entwicklung des Türkensattels in der Jugend und unter pathologischen Verhältnissen wird als Osteoklastenwirkung angesehen, die wiederum hormonal durch die Hypophyse selbst gesteuert ist. Mehrere Skizzen sollen die Deutung des Sellabildes erleichtern. Auch die Aufnahmetechnik des Türkensattels und die Meßmethode nach Haas wird besprochen. Für praktische Zwecke kann auf genaue Maße überhaupt verzichtet werden, während wissenschaftliche Messungen deshalb erschwert sind, weil exakte Maße der normalen Sella turcica noch nicht vorliegen. Es wird beanstandet, daß die Selladiagnostik bisher in der Klinik nur einseitig angewandt wurde. Ihre volle Bedeutung kann erst dann erkannt werden, wenn man sie ganz allgemein heranzieht. Der Begriff der „osteoporotischen Alterssella“ wird abgelehnt. Er soll nichts weiter besagen, als daß jenseits des 50. Jahres der Türkensattel sehr regelmäßig erweitert und deshalb für diagnostische Zwecke unbrauchbar ist. Wir erkennen in ihr die „Infektsella“ als Antwort auf die obligaten Auseinandersetzungen des Menschengeschlechtes mit den chronischen Infekten und sehen in ihr ein Trümmerfeld des Lebenskampfes schlechthin.

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