Rofo 1973; 118(5): 578-584
DOI: 10.1055/s-0029-1229609
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Problematik des „normalen Leberszintigramms“

Problems of the “normal“ liver scanG. Bublitz, R. Herzer, Th. Riebel*
  • Aus dem Zentralinstitut für Röntgendiagnostik und Nuklearmedizin (Chefarzt: Priv.-Doz. Dr. med. G. Bublitz) des Städt. Krankenhauses II, Braunschweig und dem Medizinischen Strahleninstitut (Direktor: Prof. Dr. med. W. Frommhold) der Universität Tübingen
* Das Patientengut wurde im Städt. Auguste. Viktoria-Krankenhaus (damaliger Chefarzt Prof. Dr. Frommhold) im Rahmen einer Dissertationsarbeit ausgewertet.
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Publication Date:
03 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wurden 446 als normal befundete Leberszintigramme ausgewertet und diese mit anderen klinischen Untersuchungen verglichen (Leberserologie, Nadel-biopsie, Laparoskopie, Autopsie).

Die Treffsicherheit der Leberszintigraphie im Hinblick auf den Ausschluß einer krankhaften Leberaffektion lag bei 60,5%. Eindeutige Korrelationen zwischen Szintigrammbild sowie einem oder mehreren Leberlabortests als Hinweis für eine bestimmte Erkrankung fanden sich nicht. Erhöhtes Serumbilirubin und pathologisch veränderte Gamma-Globuline lassen an der Aussage eines normalen Leber-Scans Zweifel aufkommen und sollten zu weiterer Beobachtung und Kontrolluntersuchungen anregen. Der szintigraphischen Darstellung der Leber in lateraler Projektion kommt hiernach besondere Bedeutung zu. Sie sollte in das Standardprogramm aufgenommen werden. In 36 der 270 korrekt als normal angesehenen Leberszintigramme kam es zu einer Milzdarstellung gegenüber 41 Fällen von 176 fehlinterpretierten normalen Hepatogrammen. Hier verursachten vor allem Zirrhosen, chronische Hepatitis und Fettleber einen höheren Prozentsatz szintigraphisch sichtbarer Aktivitätsspeicherung in der Milz. Diese Erkrankungen können offenbar im Szintigramm mit 198Au früher zu einer Milzdarstellung als zu Unregelmäßigkeiten des Speicherbildes der Leber führen. Serologische Untersuchungen sollten zur weiteren Differenzierung dieser fraglich „normalen Leber“ herangezogen werden. Aus den Dimensionen der Leber lassen sich bei homogener Aktivitätsverteilung zur Beurteilung des Szintigramms hinsichtlich einer normalen oder pathologisch veränderten Leber keine Schlüsse ziehen. Eine normale Lebergröße schließt eine Lebererkrankung nicht aus.

Summary

Four hundred and forty-six liver scans regarded as normal have been evaluated and compared with the results of other examinations (liver serology, needle biopsy, laparoscopy, autopsy). The accuracy of liver scans in finding liver pathology was 60.5%. There was no definite correlation between the scan and the result of one, or several, laboratory tests. Raised serum bilirubin and abnormalities in the gamma globulins throw doubt on a normal liver scan and should suggest the need for further examinations. Liver scans in lateral projection can be particularly valuable and should be included as part of the standard procedure. Thirty-six of 270 scans, correctly diagnosed as normal, also demonstrated the spleen, whereas this was seen in 41 out of 176 incorrectly diagnosed scans. In particular, cirrhosis, chronic hepatitis and fatty livers were associated with increased activity in the spleen. These conditions lead to a demonstration of the spleen before uneven storage in the liver becomes visible when using 198Au. The finding of a “normal” liver under these circumstances should lead to further serological investigations. In the presence of an even distribution of activity in the liver, its dimension is no indication regarding liver normality. Normal liver size does not exclude liver disease.

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