Rofo 1973; 118(5): 507-519
DOI: 10.1055/s-0029-1229600
Originalarbeiten

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Zum Einfluß der Gravidität auf die Funktion der oberen Harnwege bei der Ausscheidungsurographie

The effect of pregnancy on function of the upper urinary tracts, as shown by excretion urographyK. Brezina
  • Aus der I. Universitäts-Frauenklinik Wien (Vorstand: Prof. Dr. E. Gitsch)
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Publication Date:
03 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Mit 250 Infusionsurographien und 80 konventionellen Ausscheidungsurographien in der ersten Woche post partum wurde bei 57% der Wöchnerinnen eine Ureterektasie auf 8 mm und mehr gefunden. Es handelt sich dabei um eine funktionelle Stenose mit kompensatorischer Dilatation. Der Grad der Pyeloureterektasie erlaubt noch keinen Rückschluß auf eine Atonie oder pathologische Veränderungen der Ureterwand. Erst die Prüfung der Funktion gibt Aufschluß darüber, ob die geänderten Abflußbedingungen vom oberen Harntrakt kompensiert werden können oder aber Dekompensationszeichen bestehen und der Harntransport insuffizient ist. Ausschlaggebend sind Uretertonus und Ureterdynamik. Es konnte nachgewiesen werden, daß die Verlängerung der Peristaltikintervalle der Erweiterung des Ureters vorausgeht. Mit dem Grad der Ureterektasie nimmt die Peristaltikfrequenz ab. Die oberen Harnwege bieten in graviditate die Zeichen des trophotropen Parasympathikotonus. Sympathische Stimulierung führt zu einer Kontraktion des erweiterten und verlängerten Ureters und zu einer star ken Steigerung der Peristaltikfrequenz. Cholinergische Stimulierung bleibt unwirksam. Eine hormonell-vegetative Steuerung des Uretertonus und der Motilität während der Gravidität ist wahrscheinlich und mit der Entwicklung des Ureters und des Uterus aus der gleichen embryonalen Anlage zu erklären.

Summary

Amongst 250 infusion urograms and 80 conventional urograms carried out in the first week post-partum, the ureters were 8 mm. or more in 57%. This was due to a functional stenosis with compensatory dilatation. The degree of pelvic and ureteric dilatation was not related to lack of tone or pathological changes in the ureters. Tests of ureter function indicate whether urine transport is adequate, or whether there has been decompensation with inadequate urine transport. Of particular significance in this respect are the tone and dynamics of the ureters. It could be shown that prolongation of the intervals between peristaltic waves precedes ureteric dilatation. As ureteric dilatation increases, peristaltic frequency declines. During pregnancy, the upper urinary tracts show the features of trophotrophic parasympathetic tone increase. Sympathetic stimulation causes contraction of dilated and elongated ureters, with a marked increase in peristaltic frequency. Cholinergic stimulation is ineffective. A hormonal-vegetative effect on tone and motility of the ureters during pregnancy appears probable and can be explained by the fact that the ureters and uterus develop from the same embryonic disposition.

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