Rofo 1972; 117(7): 58-65
DOI: 10.1055/s-0029-1229390
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Röntgensymptome der Hypophosphatasie

Beobachtungen bei 2 Brüdern mit maligner neonataler VerlaufsformThe radiological features hypo-phosphatasia. Observations in two brothers with a malignant neonatal courseW. Bessler, A. Fanconi
  • Aus dem Röntgeninstitut (Chefarzt: Dr. W. Bessler) und der Kinderklinik (Chefarzt: PD. Dr. A. Fanconi) des Kantonsspitals Winterthur
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Publication Date:
08 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird über zwei Fälle mit letaler neonataler Hypophosphatasie berichtet. Die beiden Patienten sind Brüder, die in einem Abstand von einem Jahr von nicht blutsverwandten, gesunden Eltern geboren wurden. Die Untersuchung ergibt weiche Schädeldecken und eine Verkürzung der Körper- und Extremitätenlängen. Die Serumwerte für alkalische Phosphatase betragen 0 bis 2 I. E., das Serumcalcium liegt zwischen 8,0 und 10,6 mg%. Im Urin findet sich Phosphoäthanolamin, dessen Konzentration auch im Serum erhöht ist (2 resp. 2,9 mg%). Beide Neugeborenen sterben an Ateminsuffizienz im Alter von 9 Tagen (Fall 1) und von 12 Stunden (Fall 2). Bei der Autopsie findet sich das typische histologische Bild einer Hypophosphatasie mit negativer Phosphatasefärbung im Knochen und weiteren Geweben.

Die Röntgensymptome werden demonstriert und im Detail diskutiert. Als Hauptbefund findet sich eine schwere Störung der Mineralisation vor allem des Schädels und der Extremitätenknochen. Die verkalkten Partien der einzelnen Skelettabschnitte sind verkürzt, unregelmäßig geformt und von erhöhter Schattendichte. Fehlende Verkalkung ausgedehnter Knochenpartien. Eine Ähnlichkeit zur Rachitis besteht in den Metaphysenregionen. Das Röntgenbild einer exostosenförmigen Knochenformation am Radius beidseits beim 1. Kind erklärt sich im histologischen Schnitt als eine isolierte Verknöcherungsinsel in einem breiten osteoiden Saum. Die erwähnten Röntgenbefunde lassen sich bei keiner anderen Skeletterkrankung beobachten.

Die schwere prä- und neonatale Form der Hypophosphatasie verläuft stets letal. Sie tritt nur selten auf, bisher wurden rund 20 Fälle publiziert.

Summary

Two cases of lethal neonatal hypophosphatasia are reported. The patients were brothers, born within a year from non consanguinous healthy parents. Their skulls were soft like a rubber ball, the body length and the extremities shortened. Serum alcaline phosphatase was between 0 and 2 I.U., serum calcium 8.0–10.6 mg%. Phosphoaetanolamin was easily detectable in the urine and showed increased concentrations in the serum (2.0 and 2.9 mg%). Both newborns died of respiratory insufficiency at the age of 9 days (case 1) and 12 hours (case 2). At autopsy, the typical histological picture of hypophosphatasia was found, with negative phosphatase staining in bone and other tissues.

The radiological features are presented and discussed in detail. The mineralisation is severely inhibited, especially in the skull and the limb bones. The calcified parts of the skeleton are greatly reduced, irregularly shaped and of increased density, whereas large areas are uncalcified. Only the enlarged and irregular metaphyseal regions resemble severe rickets. The radiological picture of an exostosis-like bone formation on each radial diaphysis in case 1 is histologically explained as an isolated calcified area within a large osteoid seam. These radiological signs are not observed in any other disease.

The severe prae- and neonatal form of hypophosphatasia is a rare (20 published cases) and always lethal condition.

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