Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213(2): 42-48
DOI: 10.1055/s-0029-1202786
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Historie des Mutterpasses und seines Aktualisierungsbedarfs

History of the German Antenatal Record (“Mutterpass”) and its Need for UpdatingS. Schling 1 , P. Hillemanns 2 , M. M. Groß 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, AG Hebammenwissenschaft, Hannover
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hannover
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Publication History

eingereicht 21.11.2008

angenommen nach Überarbeitung 18.12.2008

Publication Date:
24 March 2009 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Der Mutterpass gilt als zentrales Dokument in der Schwangerenbetreuung Deutschlands. Seit seiner Einführung im Jahre 1968 wurden die verschiedenen Fassungen an die jeweiligen Änderungen in den Mutterschaftsrichtlinien angepasst. Bis zum Jahre 1995 fehlen jedoch Angaben zur Evidenz und Begründungen für die jeweiligen Mutterschaftsrichtlinienänderungen. Während die stetige Aktualisierung der Mutterschaftsrichtlinien insbesondere bei den serologischen Befunden und der Ultraschalldiagnostik seit 1995 feststellbar ist, gilt dies nicht für den Befund- und Anamnesekatalog im Mutterpass. Dieser besteht seit dem Jahre 1986 unverändert in seiner heutigen Form. Bereits das Zutreffen eines seiner 52 Befunde definiert eine Schwangere als Risikoschwangere.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Historie des Befund- und Anamnesekatalogs offenbart die Unumgänglichkeit seiner Modifikation, um gesundheitswissenschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Zugleich finden sich Argumente für eine evidenzbasierte Überarbeitung des Befund- und Anamnesekatalogs in der Literatur.

Abstract

Background: The German antenatal record, the “Mutterpass”, is the most important document in German antenatal care. Following its introduction in 1968, subsequent editions were adapted to take account of successive revisions of the German maternity guidelines (“Mutterschaftsrichtlinien”). Before 1995, however, no details giving evidence for or explaining the reasons for the modifications to the maternity guidelines were included. While the maternity guidelines have been regularly updated, particularly with regard to serological findings and ultrasound examinations, the risk catalogue included in the “Mutterpass” has not, but has remained unchanged since 1986. Just one risk factor out of the 52 items listed suffices to define a pregnant woman as being at high risk during childbirth.

Discussion and Conclusion: The history of the risk catalogue shows that its revision is essential to meet current health science requirements. Likewise, arguments for an evidence-based revision of the items of the risk catalogue are to be found in current literature.

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Dr. Mechthild M. Groß

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