Dtsch Med Wochenschr 1914; 40(10): 487-491
DOI: 10.1055/s-0029-1190238
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Experimentelle Untersuchungen über Tuberkulin und Tuberkulose2)

Hans Aronson
  • Aus dem Laboratorium des Städtischen Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinderkrankenhauses in Berlin. (Direktor: Geheimrat A. Baginsky.)
2) Vortrag i. d. Pädiatr. Sekt. d. Vereins f. innere Medizin und Kinderheilkunde in Berlin am 15. XII. 1913. (Diskussion s. S. 513.)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Tuberkulinwirkung beruht nicht auf dem Vorhandensein von Antikörpern (Lysinen) in dem kranken Organismus.

2. Die durch das Tuberkulin bewirkte Allgemeinreaktion wird zum großen Teil nicht durch eine spezifische Substanz hervorgebracht, während die Kutanreaktion durch einen besonderen, nur in den Tuberkelbazillen vorhandenen Körper verursacht wird. Der letztere wird durch Verdauung mit Pepsin-Salzsäure zerstört; die unspezifische Substanz wird dabei nicht angegriffen, weshalb die Allgemeinwirkung auf tuberkulöse Meerschweinchen hierdurch nur abgeschwächt, nicht aber aufgehoben wird.

3. Tuberkulin und die meisten im Handel befindlichen ähnlichen Präparate, auch die sog. sensibilisierten Tuberkelbazillen, wirken nicht immunisierend.

4. Durch schonende Extraktion aus den Tuberkelbazillen hergestellte Lösungen, die natives Tuberkeleiweiß enthalten, haben keinen immunisierenden Effekt, auch nicht, wenn neben ihnen zur Vorbehandlung die Lipoide des Tuberkelbazillus benutzt werden.

5. Immunisierende Wirkung kommt nur den Vollbakterien zu, und zwar a) den schonend abgetöteten, b) den in ihrer Virulenz künstlich abgeschwächten, c) den von Hause aus für den betreffenden Organismus avirulenten. Durch weitere experimentelle Forschung ist zu entscheiden, welche dieser 3 Methoden für die Behandlung des Menschen zu empfehlen ist.

    >