Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(43): 1851-1855
DOI: 10.1055/s-0028-1135800
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Cystoskopie und Ureterenkatheterismus in der Kinderpraxis

Ernst Portner in Berlin
  • Aus dem Städtischen Kaiser- und Kaiserin Friedrich-Kinderkrankenhause in Berlin. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Baginsky.)
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Blasen- und Nierenleiden sind beim Kinde viel seltener als beim Erwachsenen, aber auch schwieriger zu diagnostizieren, denn die Klagen der Kinder sind — abgesehen vom Blasenstein — ganz unbestimmt und erlauben ebenso wie die klinische Beobachtung nur selten eine genaue Lokalisation der Erkrankung. Ohne sie ist aber eine erfolgversprechende Therapie unmöglich. Deshalb empfiehlt sich die Anwendung der Cystoskopie und des Ureterenkatheterismus. Sie ist jedoch auf die unbedingt notwendigen Fälle zu beschränken. Die Beobachtung des Urinsediments dient dabei in der Kinderpraxis zwegmäßig als Wegweiser. Es scheiden für cystoskopische Untersuchungen aus: 1. Fälle mit Blasen- oder Nierenbeschwerden, aber ohne pathologisches Urinsediment. Hier ist Beleuchtung der Blase und Trennung der Nierenurine nutzlos. 2. Fälle von Hämaturie, die durch den Nachweis von anderweitigen Blutungen oder von Zylindern als Teilerscheinung einer der häufig vorkommenden hämorrhagischen Diathesen oder einer Nephritis erkannt werden. 3. Fälle von Pyurie, bei denen durch Behandlung (eventuell Silbernitratwaschungen der Blase) eine fortschreitende Besserung erzielt wird.

Bestehen bei Fällen von Hämaturie und Pyurie nach längstens vier Wochen noch diagnostische Zweifel, so müssen und können sie durch Cystoskopie und Ureterenkatheterismus gelöst werden. Beim Mädchen ist Cystoskopie und Ureterenkatheterismus vom vollendeten ersten Jahre an, beim Knaben Cystoskopie vom zweiten Jahre ab, Ureterenkatheterismus vom achten Jahre an möglich. Die Benutzung besonders dünner, trotzdem brauchbarer Instrumente (Cystoskop Ch. 12, Ureterencystoskop Ch. 17) ist beim Mädchen wünschenswert, beim Knaben notwendig. Die cystoskopischen Methoden sind für das Kind gefahrlos, erfordern aber Narkose. An den Ureterenkatheterismus schließen wir bei chirurgischen Nierenleiden die funktionelle Nierendiagnostik.

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