Dtsch Med Wochenschr 1934; 60(40): 1511-1513
DOI: 10.1055/s-0028-1130166
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Neues zur Pharmakologie der Kolanuß

Konrad Schübel
  • Aus dem Pharmakologischen Institut in Erlangen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Baumfrische Kolanüsse unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihres Geschmacks sondern auch in bezug auf die analeptische Wirkung wesentlich von alten, getrockneten, harten Nüssen.

Die spezifisch wirksamen Inhaltsstoffe der frischen Nuß sind das Kolakatechin und dessen Verbindung mit Koffein: das Koffeinkatechin (mit 33% Koffein). Kolakatechin ist leicht resorbierbar, vermag weder rote Blutzellen zu agglutinieren, noch Eiweiß zu fällen, ist also bestimmt kein Gerbstoff. Durch die „Oxydase” der Kolanuß wird Kolakatechin in Kolarot, einen echten Gerbstoff, verwandelt. Dieser fällt Eiweiß, Leim und Alkaloide, hat lokale, adstringierende Eigenschaften und wird dementsprechend nicht mehr resorbiert: das „Kolarot” ist also typisches Adstringens. Koffein-Kolakatechin ist eine labile Komplexverbindung, die in wäßriger Lösung dissoziiert, sodaß die beiden Komponenten durch Chloroformausschüttelung leicht voneinander getrennt werden können. Die komplexe Bindung des Koffeins an Kolatin gewährleistet ähnlich wie diejenige von Natrium salicylicum an Koffein, eine leichtere, raschere und vor allem zuverlässigere Resorption des Koffeins, damit eine stärkere, zentrale Erregung und gleichzeitig einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf das ermüdete Herz und auf die Schnelligkeit, Intensität und Dauer der Muskelkontraktion. Parallel mit der raschen Resorption nach enteraler und parenteraler Verabfolgung geht die rasche Ausscheidung des Katechins im Harn (Farbenreaktion mit Eisenchlorid-Natriumazetat!). Die Wirkung des Koffein-Kolakatechins auf Diurese und Blutdruck ist etwas geringer als beim reinen Koffein.

Die pharmazeutischen Zubereitungen aus frischen Kolanüssen können nur dann Anspruch auf Vollwertigkeit erheben, wenn sie die spezifischen Substanzen Kolakatechin und Koffein-Katechin in unveränderter Form enthalten. Von vier Kolahandelspräparaten wiesen nur zwei Spuren von Katechin auf. Die kürzlich auf dem pharmazeutischen Markt erschienenen „neuen Frischnußkolatabletten” (Dallmann u. Co. in Wiesbaden-Schierstein) enthalten nach unserer Untersuchung Kolakatechin und zeigen infolgedessen auch stärkere Muskelwirkung als die äquivalente Menge reinen Koffeins. Die Anforderungen, die an eine „Frischnußtablette” zu stellen sind, scheinen hier erfüllt zu sein.

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