Dtsch Med Wochenschr 1934; 60(11): 389-393
DOI: 10.1055/s-0028-1129842
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Neue Wege der Hormontherapie in der Gynäkologie1

Herbert Buschbeck - Assistent der Klinik
  • Aus der Universitäts-Frauenklinik in Würzburg. Prof. C. J. Gauß
1 Nach einem in der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft zu Würzburg am 20. VII. 1933 gehaltenen Vortrag.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Diese vorläufigen Ergebnisse sind mit einer Behandlungsmethode erzielt wurden, die im Gegensatz zur bisher geübten Hormontherapie auf einem wesentlich festeren physiologischen Boden fußt. Den Anstoß gab der klassische Versuch Kaufmanns, von dem aus nach und nach immer mehr Indikationsgebiete erobert werden konnten. Ich bin mir wohl bewußt und möchte noch einmal betonen, daß die geschilderten Erfolge nicht viel mehr als die ersten tastenden Schritte auf einem völlig neuen Therapiegebiet darstellen. Denn als solches darf wohl mit Recht die moderne Ovarialhormontherapie mit diesen ganz ungewohnt hohen Dosen angesehen werden. Wir stehen noch ganz im Anfang einer neuen Behandlungsart in der Frauenheilkunde, die vornehmlich das Funktionelle in den Vordergrund rückt. Neue Fragen tauchen auf dem Weg durch dieses Neuland auf, und zahllose Probleme drängen noch zur Lösung. Als wichtigstes und brennendstes die Frage nach den Dauererfolgen bei der Amenorrhoe. Wir haben in einem Fall nach einmaligem Aufbau tatsächlich ein spontanes Weiterlaufen des Zyklus beobachten können, in den anderen Fällen blieb jedoch ein solcher Dauererfolg vorerst noch aus. Ob es gelingen wird, durch „Einüben” mit künstlicher Hormonzufuhr den Organismus zu spontanem Arbeiten zu veranlassen, wie Kaufmann es aussprach (7), oder ob die wirkliche „Heilung” der Amenorrhoe auf anderen Wegen zu erreichen ist, muß die Arbeit der Zukunft zeigen. Jedenfalls dürfen wir heute als bisherige Ergebnisse feststellen: das langumstrittene Dosisproblem ist gelöst; wir wissen heute, daß wir bei manchen Frauen durch Zusatz von Progynon allein — in strenger Anlehnung an den körpereigenen Zyklus — Abweichungen vom normalen Ablauf der Regelblutung (Stärke, Dauer, Schmerzhaftigkeit) beheben können und haben weiter durch unsere therapeutischen Versuche ein Bild von der dominierenden Stellung gewonnen, die das Follikelhormon überhaupt für das Zustandekommen der Menstruation einnimmt. So scheint die moderne Therapie mit hohen Hormondosen neben den reinen Behandlungserfolgen auch Ansätze zu neuen Erkenntnissen über die Physiologie und Pathologie des weiblichen Zyklus zu bringen.

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