Gesundheitswesen 2009; 71(6): 358-362
DOI: 10.1055/s-0028-1119401
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitshilfen für und mit Migranten – Voraussetzungen für erfolgreiche Integration im Gesundheitswesen

Complementary System of Health Care in Cooperation with Migrant Communities – Requirements for Successful Integration in Health CareH. Wolter 1 , S. Stark 1
  • 1Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main
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Publication Date:
13 March 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Vielfalt innerhalb der Migrantenbevölkerung nach ethnischen und nationalen Gesichtspunkten stellt die Gesundheitsversorgung nicht nur in Deutschland vor große Herausforderungen. Vor allem zahlenmäßig vergleichsweise kleine Migrantengruppen und neu zugewanderte Menschen finden schwerer Zugang zur Regelversorgung. Hinzu treten spezifische kulturelle und rechtliche Fragen wie zum Beispiel nach dem Aufenthaltsstatus, die beim Aufbau komplementärer Gesundheitshilfen für einzelne Bevölkerungsgruppen mitbedacht werden müssen. Dafür können Methoden entwickelt werden, die einerseits vorhandene Ressourcen der Gesundheitsdienste nutzen und andererseits die Migrantencommunities direkt an der Ausführung von Gesundheitshilfen beteiligen. Der öffentliche Gesundheitsdienst mit seinem vielfältigen fachlichen und organisatorischen Angebot kann vor allem im kommunalen Bereich eine Schlüsselrolle übernehmen. Sowohl für die effektive medizinische Versorgung einzelner Bevölkerungsgruppen, die Schwierigkeiten beim Zugang zum Gesundheitswesen haben, als auch für die Entwicklung kommunaler Netzwerke, die möglichst viele medizinische Leistungsanbieter und Organisationen einbinden und gezielt die Lebenswelten der Migranten einbeziehen. Soziale und ethische Gesichtspunkte, die die medizinische Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen gebieten. können und müssen ergänzt werden um Praxismodelle, die eine flexible und wirtschaftliche Organisation von Gesundheitshilfen ermöglichen. Nur so können auch zahlenmäßig kleine bzw. nicht optimal integrierte Bevölkerungsgruppen auf Dauer medizinisch versorgt werden.

Abstract

National and ethnic diversities among and within groups of migrants present great challenges to health care, not only in Germany. Access to regular health care, in particular for relatively small migrant groups and new immigrants is sometimes difficult. In addition, specific cultural aspects and legal implications – such as the residence status – must be taken into account when setting up a complementary system of health care. Methods and arrangements should make use of already existing resources of the health care system as well as proceed to direct cooperation with migrant communities. The public health service with its wide range of technical and organisational efficiency can play a key role here, especially in the municipal sector, both for an effecitive medical care for those who have difficulties in gaining access to the system, as well as for developing municipal networks, cooperating with a maximum number of medical service providers, organisations, and regarding specific migrant lifestyles. Social and ethic aspects of medical care for people living in precarious conditions ought to be supplemented by practice models which render a flexible and economic organisation of a complementary system of health care, the only way to a sustainable medical care for small migrant groups or not optimally integrated immigrant populations.

Literatur

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Korrespondenzadresse

Dr. H. Wolter

Stadtgesundheitsamt

Braubachstraße 18–22

60311 Frankfurt am Main

Email: hans-georg.wolter@stadt-frankfurt.de

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