Dtsch Med Wochenschr 1974; 99(35): 1715-1719
DOI: 10.1055/s-0028-1108036
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Aktive Tuberkulose in einer Medizinischen Klinik*

Active tuberculosis in a medical clinicK. Ranft, H. H. Hennemann, K. Kroker
  • III. Medizinische Klinik der Städtischen Krankenanstalten, Lehrstuhl für Innere Medizin II der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim (Direktor: Prof. Dr. H. H. Hennemann), und Tuberkulosefürsorge-Stelle des Staatlichen Gesundheitsamtes Mannheim (Leiter: Dr. E. Eschner)
* Zum Gedenken an Prof. Helmuth Ulrici, geboren vor 100 Jahren (28. 11. 1874 in Seelow/Mark-Brandenburg - gestorben 25. 8. 1950 in Berlin), Gründer und langjähriger ärztlicher Direktor des Tuberkulose-Krankenhauses der Stadt Berlin »Waldhaus Charlottenburg« in Sommerfeld/Osthavelland, dem die moderne Klinik der Tuberkulose entscheidende Impulse zu verdanken hat.
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Publication Date:
08 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Eine rückläufige Entwicklung der Häufigkeit aktiver Tuberkulosen bei Kranken einer internistischen Klinik ist nicht erkennbar. Von 1965 bis 1973 wurde in einer Medizinischen Klinik mit einer Jahresaufnahme von etwa 1800 Patienten in 92 Fällen die Diagnose einer aktiven Tuberkulose gestellt. Bei den Einweisungsdiagnosen war nur in etwa 30% eine Tuberkulose vermutet worden. 70% der Fälle waren Erstfeststellungen von Tuberkulosen. In der wahrscheinlichen Pathogenese kam der Reaktivierung sogenannter gesunder Befundträger mit knapp der Hälfte der Fälle die weitaus größte Bedeutung zu. In 28,2% der Fälle entwickelte sich die Tuberkulose aus frischer Erstinfektion. Häufigste Begleiterkrankungen waren Ulkuskrankheit einschließlich Zustand nach Billroth-II-Resektion, Diabetes mellitus und Alkoholismus mit seinen Folgeerscheinungen. Neoplastische Erkrankungen sowie langdauernde Corticoid- und Zytostatika-Behandlung fördern die Reaktivierung alter Tuberkulosen und sollten einer präventiven Chemotherapie zugeführt werden.

Summary

There has been no evidence of a falling incidence of active tuberculosis among patients in a department of medicine between 1965 and 1973. There were 92 cases of active tuberculosis among an annual intake of 1800 patients. Only 30% had been diagnosed as tubercular before admission. Reactivation of so-called healthy carriers was the probable pathogenesis in nearly half the cases; in 28.2% the tuberculosis was, a primary infection. The most frequent associated diseases were peptic ulcer, including status after Billroth II resection, diabetes mellitus and alcoholism with its sequelae. Preventive chemotherapy should be practised in cases with neoplasm, long-term corticoid and cytostatic treatment, because these favour reactivation of tuberculosis.

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