Dtsch Med Wochenschr 1973; 98(33): 1521-1523
DOI: 10.1055/s-0028-1107071
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Wirkung von Rifampicin auf den Menstruationszyklus und die Östrogenausscheidung bei Einnahme oraler Kontrazeptiva

Effects of rifampicin on the menstrual cycle and on oestrogen excretion in patients taking oral contraceptivesLieselotte Nocke-Finck, H. Breuer, D. Reimers
  • Institut für Klinische Biochemie und Klinische Chemie der Universität Bonn, und Lungenkrankenhaus Bethanien, Solingen-Aufderhöhe
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Publication Date:
15 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei tuberkulosekranken Patientinnen, die mit Rifampicin behandelt wurden und zu gleicher Zeit orale Kontrazeptiva einnahmen, traten in größerem Umfange Zyklusstörungen auf. Fünf Patientinnen wurden trotz Einnahme oraler Kontrazeptiva schwanger. Bei 62 von 88 rifampicinbehandelten Patientinnen fanden sich Schmierblutungen (»spotting«), Zwischenblutungen oder ein Ausbleiben der Entzugsblutung; im Gegensatz dazu wurde nur bei einer von 26 Patientinnen, die Streptomycin anstelle von Rifampicin erhielten, eine Störung des Zyklusverhaltens beobachtet. Bei neun Patientinnen, die mit Rifampicin behandelt wurden und Zwischenblutungen bekamen, war die Ausscheidung von Östron und Östriol im Urin – verglichen mit der Behandlungsphase unter Streptomycin – in drei Fällen erhöht, in zwei Fällen erniedrigt und in vier Fällen unverändert. Bei vier Patientinnen mit ausgebliebener Entzugsblutung war die Östrogenausscheidung in zwei Fällen deutlich erniedrigt und in zwei Fällen unverändert; bei vier Patientinnen ohne erkennbare Zyklusstörungen wurden ebenfalls Veränderungen beobachtet. Diese Befunde legen die Vermutung nahe, daß Rifampicin die Biogenese und (oder) den Stoffwechsel von Östrogenen beeinflußt und dadurch zu den gehäuft beobachteten Zyklusstörungen bei gleichzeitiger Einnahme oraler Kontrazeptiva führt.

Summary

Disturbances of menstrual cycle occurred in a high proportion of women with tuberculosis who were treated with rifampicin and who were also taking oral contraceptives. In spite of taking oral contraceptives five patients became pregnant. Out of 88 patients treated with rifampicin 62 suffered spotting, intermenstrual bleeding or a failure of menstruation. In contrast, out of 26 patients receiving streptomycin and oral contraceptives only one had a menstrual disturbance. In nine patients treated with rifampicin who had intermenstrual bleeding the excretion of oestrone and oestriol in the urine was increased in three, decreased in two and unchanged in four women in comparison with streptomycintreated patients. In four patients who failed to menstruate the oestrogen excretion was markedly decreased in two and unchanged in two cases. Variations in oestrogen excretion were also observed in four patients who showed no menstrual disturbances. These findings suggest that rifampicin may have an influence on the biogenesis and (or) the metabolism of oestrogens thus leading to the frequently observed disturbances of menstruation in patients taking oral contraceptives.

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