Thorac Cardiovasc Surg 1961; 9(4): 427-450
DOI: 10.1055/s-0028-1101236
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Lungenfunktion nach Anwendung extrakorporaler Zirkulation

R. Beer, G. Loeschcke, A. Schaudig, M. Pasini, H. G. Auberger, H. Ranz, H. G. Borst
  • Chirurgischen Universitätsklinik München (Direktor: Prof. Dr. R. Zenker)
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Publication Date:
12 December 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei einer Reihe von Patienten sowie im Tierversuch wurde nach extrakorporaler Zirkulation die Lungenfunktion untersucht. Die meisten Patienten wiesen nach der künstlichen Perfusion bei normalem Kohlensäuredruck einen stark erniedrigten Sauerstoffdruck im arteriellen Blut auf. Bei 5 Patienten wurde näher bestimmt, welche Teilfunktion der Lunge an der Störung des Sauerstoffaustausches beteiligt war. Es konnten Steigerungen der Kurzschlußdurchblutung bis zu 25% des Herzzeitvolumens und in allen Fällen eine Abnahme der Diffusionskapazität nachgewiesen werden, ohne daß diese funktionellen Ergebnisse mit den klinischen und röntgenologischen Befunden korreliert waren.

Im Tierversuch erhöhte sich bei 6 Hunden, bei denen Meßdaten unmittelbar vor und sofort nach einer einstündigen Perfusion bei offenem Thorax gewonnen wurden, die Kurzschlußdurchblutung um 214% des Ausgangswertes, während die Diffusionskapazität um 48% abfiel. Bei 6 nicht perfundierten Kontrolltieren blieb die Kurzschlußdurchblutung unverändert, die Diffusionskapazität nahm im Mittel um 33 % ab. Der Unterschied im Verhalten der Kurzschlußdurchblutung bei beiden Versuchsgruppen ist signifikant. Der Unterschied in der Größe der Diffusionskapazität konnte dagegen nicht gesichert werden, jedoch ist eine Beeinflussung auch dieser Größe durch die extrakorporale Zirkulation wahrscheinlich. Der alveolare Totraum stieg während des Versuchsganges an, zwischen beiden Versuchsgruppen bestand aber kein Unterschied, so daß eine Entstehung zirkulatorischer Verteilungsstörungen als Folge der künstlichen Perfusion ausgeschlossen werden konnte.

Die histologische Untersuchung der Lungen ergab eine gute Korrelation zu den funktionellen Befunden, indem die perfundierten Tiere vor allem ausgedehnte Atelektasen aufwiesen und außerdem gegenüber den Kontrolltieren in stärkerem Maße hyperämische Bezirke und Blutungsherde zeigten.

Die funktionellen und morphologischen Veränderungen werden als Folge der mangelhaften nutritiven Versorgung des Lungenparenchyms während der extrakorporalen Zirkulation angesehen.

Die aus den gefundenen Veränderungen sich ergebenden therapeutischen Konsequenzen werden diskutiert.

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