ZFA (Stuttgart) 2008; 84(11): 507-508
DOI: 10.1055/s-0028-1100378
DEGAM-Nachrichten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Posterpreise auf dem DEGAM-Kongress 2008 in Berlin

Poster Awards at the DEGAM Congress 2008 in BerlinE. Hummers-Pradier 1
  • 1Abteilung Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover
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Publication Date:
18 November 2008 (online)

Wie bereits in den vergangenen Jahren hat auch 2008 der Thieme-Verlag freundlicherweise die Preise für die besten Poster des DEGAM-Kongresses gestiftet. Dotiert waren der erste Preis mit 750€ , der zweite mit 500€  und der dritte Preis mit 250€ . Wie bereits im letzten Jahr wurde die Vorauswahl preisverdächtiger Poster von den Teilnehmern der geführten Posterbegehung getroffen. Insgesamt wurden 35 Poster vorgestellt, die zu 5 Themenkomplexen gruppiert waren: „Lernende und Lehrende in der Allgemeinmedizin”, „Die Sicht von Patienten und MFA”, „Hausärztliche Sicht auf alte und neue Versorgungsformen”, „(Sekundär-)Datenanalysen” und „Medikation und diagnostisches Handeln”.

Jeder Kongressteilnehmer konnte per Stimmzettel einen Kandidaten nominieren. Die beiden höchstbewerteten Poster aus jeder der 5 Parallelgruppen kamen in die Endauswahl, die wieder von einem vierköpfigen Preiskomitee vorgenommen wurde. Das Komitee war zusammen-gesetzt aus der Autorin des letztjährigen Siegerposters, einer Vertreterin des akademischen Mittelbaus, einem in der Versorgung tätigen Hausarzt sowie einer Vertreterin des DEGAM-Präsidiums. Bewertet wurden sowohl inhaltliche als auch gestalterische Aspekte: Die Originalität und die hausärztliche Relevanz der behandelten Fragestellung sollten ebenso Berücksichtigung finden wie die korrekte methodische Durchführung. Auf der gestalterischen Seite wurden eine klare Struktur sowie eine optisch schöne, gut lesbare und die Information leicht zugänglich machende Postergestaltung positiv bewertet.

Mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde das Poster „Welche Patienten werden von Hausärzten als kognitiv beeinträchtigt eingeschätzt? – Eine diskriminanzanalytische Auswertung der AgeCoDe-Studie” von Michael Pentzek aus der Abteilung Allgemeinmedizin in Düsseldorf und sein Düsseldorfer und Hamburger Koautorenteam H.-H Abholz, A. Wollny, A. Fuchs, B. Wiese, H. van den Bussche sowie H. Kaduszkiewicz für die Age-CoDe-study group.

In der Baseline-Erhebung des Kompetenznetzes Demenzen wurden 3 242 Patienten ohne manifeste Demenz aus 138 hausärztlichen Praxen durch einem geschulten Interviewer hinsichtlich ihrer kognitiven Leistung untersucht. Der jeweilige Hausarzt schätzte seine Patienten unabhängig davon bzgl. der kognitiven Leistung ein, nur auf Grundlage seiner Patientenkenntnis. Vor dem Hintergrund der schlechten Übereinstimmung der beiden Untersucher wurde berechnet, welche Variablen die Gruppen der vom Hausarzt als kognitiv gesund vs. beeinträchtigt eingestuften Patienten am besten unterscheiden. Die Autoren konnten zeigen, dass Hausärzte Patienten mit Hörstörungen nicht selten fälschlicherweise für dement halten. Das Poster wurde als relevant für Wissenschaft und Praxis erachtet, dabei waren die wichtigsten Ergebnisse so dargestellt, dass sie sich dem Betrachter auf den ersten Blick erschlossen.

Das Poster „Eignen sich Hausarztpraxen für die Durchführung randomisiert-kontrollierter Arzneimittelstudien? – ein Erfahrungsbericht” von Ildikó Gágyor aus Göttingen, J. Bleidorn (Hannover), E. Hummers-Pradier und M. M. Kochen gewann den zweiten Preis. Die Autoren zeigten auf einem recht farbenfrohen Poster in Wort und Bild, dass trotz des durch das Arzneimittelgesetz und die Bestimmungen zur guten klinischen Praxis (GCP) bedingten erheblichen Aufwands Allgemeinärzte eine randomisierte Doppelblindstudie erfolgreich durchführen können. Verglichen wurden Ciprofloxacin und Ibuprofen in der Therapie unkomplizierter Harnwegsinfekte.

Der dritte Preis ging an Thorsten Langer, W. Schnepp, O. Ipsiroglu und S. Wilm vom

Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke für ihr Poster „Unterscheiden sich die Krankheitskonzepte zum Fieber im Kindesalter zwischen türkischen und deutschen Müttern?”. Vorgestellt wird eine noch laufende qualitative Untersuchung. Ausgehend von der Hypothese, dass sich Patienten mit Migrationshintergrund aus kulturellen Gründen häufig ein anderes Krankheitsverhalten zeigen, wurden deutsche und türkische Mütter fiebernder Kleinkinder jeweils in ihrer Muttersprache interviewt. Stereotype Annahmen trafen jedoch nicht zu. Die Autoren empfehlen, in der Kommunikation mit Patienten die individuellen Konzepte und Erfahrungen ihrer Patienten herauszuarbeiten. Trotz des Pilotcharakters der Untersuchung stufte das Preisgericht diese als originell und relevant ein. Zudem wurde die Herausforderung, qualitative Ergebnisse auf einem Poster darzustellen, hervorragend gelöst.

Allen Preisträgern herzlichen Glückwunsch!

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. E. Hummers-Pradier

Institut für Allgemeinmedizin

Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover

Email: Hummers-pradier.eve@mh-hannover.de

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