Planta Med 1966; 14: 52-60
DOI: 10.1055/s-0028-1100082
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

ÜBER DIE SPEICHEL WIRKSAMKEIT VON BITTERSTOFFEN1

W. Blumberger, H. Glatzel2
  • 2Leiter der klinisch–physiologischen Abteilung.
1 Experimentelle Grundlagen und Ergänzungen zu dem Vortrag von H. Glatzel: Bemerkungen zur Physiologie der Geschmackstoffe, insbesondere der Bitterstoffe.
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Publication Date:
15 January 2009 (online)

Zusammenfassung

Bitterstoffe sind Bestandteile landesüblicher Getränke und vieler Medikamente. Ihre Wirkungsweise im menschlichen Organismus ist so gut wie unbekannt.

An 4 gesunden Menschen wurde in Reihenversuchen die Speichelwirksamkeit von Aloe, Enzian, Hopfen, Pomeranzen, Rhabarber und Wermut geprüft. Die Prüfungen erstreckten sich auf die Bestimmung von Speichelfluß, Amylaseaktivität und – als Maß für den Muzingehalt – Hexosaminkonzentration des Speichels vor und während der Aufnahme von Prüflösungen.

Bitterstoffe intensivieren den Speichelfluß sehr viel weniger als Genußsäuren, scharfe Gewürze, Zucker und Piment. Sie senken die Amylaseaktivität/ml und die Hexosaminkonzentration. Starke Vermehrung des Speichelflusses und geringe Senkung von Amylaseaktivität und Hexosaminkonzentration sind mehr oder minder streng miteinander gekoppelt, ebenso geringe Vermehrung der Speichelsekretion und starke Senkung von Amylaseaktivität und Hexosaminkonzentration. Zu den Bitterstoffen mit starker Speichelflußsteigerung und geringer Konzentrationsminderung gehören Wermut, Enzian und Hopfen, zu den Bitterstoffen mit geringer Speichelflußsteigerung und starker Konzentrationsminderung gehören Rhabarber und Pomeranzen. Die Wirkung der Bittermittel als Stomachica und Appetitwecker (Aperitifs) beruht weniger auf einer Intensivierung des Speichelflusses als auf einer von den Sinnesorganen der Mundhöhle ausgehenden Erregung der Magensaftsekretion.

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