Dtsch Med Wochenschr 2008; 133(38): 1887
DOI: 10.1055/s-0028-1085570
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Viszeralmedizin 2008 – Wissenschaftliche Fortschritte, Herausforderungen für die Klinik

Visceral medicine in 2008: scientific progress, challenges for the clinicianM. Zeitz1 , J. F. Riemann2
  • 1Medizinische Klinik I m. S. Gastroenterologie/Rheumatologie/Infektiologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • 2Medizinische Klinik C, Klinikum der Stadt Ludwigshafen gGmbH
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Publication History

Publication Date:
10 September 2008 (online)

Die vorliegende Ausgabe der Deutschen Medizinischen Wochenschrift erscheint begleitend zum Kongress Viszeralmedizin 2008, der die Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie zusammenfasst. Diese Namensgebung mag verdeutlichen, wie sehr sich das Verständnis der an der viszeralen Medizin beteiligten Disziplinen für einander und für ihr Fach in den letzten Jahren gewandelt und zu einem gelebten Miteinander geführt hat. So stehen der wissenschaftliche Austausch sowie die gemeinsame Fortbildung und Konsensusfindung ganz im Vordergrund der Programmgestaltung.

Das Fachgebiet Gastroenterologie zeichnet sich durch eine enorme Breite des Krankheitsspektrums aus. Es umfasst eine Vielzahl von komplexen inflammatorisch immunologischen Erkrankungen, den Bereich der soliden Tumoren, komplexe Stoffwechselerkrankungen sowie die funktionellen Erkrankungen. Auf allen Gebieten sind enorme Fortschritte in der zellbiologischen und genetischen Grundlagenforschung und in gleicher Weise in der technologischen Entwicklung der Bildgebung, speziell der Endoskopie, gemacht worden. Die Therapieoptionen in den Teilbereichen unseres Faches sind immer komplexer geworden. Das zentrale Problem in der klinischen Betreuung, in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Forschung in der Gastroenterologie besteht also darin, einen Kompromiss zu finden zwischen der Breite des Fachgebietes, der ganzheitlichen Betrachtung des kranken Menschen und der immer stärkeren, zum Teil sicherlich notwendigen Subspezialisierung.

Das Programm der diesjährigen 63. Jahrestagung der DGVS, die vom 1. bis 4. Oktober in Berlin stattfindet, ist geprägt von dem Ziel, die Überführung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in allen Bereichen in die tägliche Anwendung darzustellen und einen breiten Konsens durch die interdisziplinäre Diskussion mit unseren chirurgischen Kolleginnen und Kollegen zu erreichen. Die Themen dieser zum Kongress erscheinenden Ausgabe der Deutschen Medizinischen Wochenschrift sollen dieses Anliegen unterstreichen:

Die immunsuppressive Therapie bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – ist immer komplexer geworden. Nutzen und Risiken einer solchen Therapie werden in einer Übersicht diskutiert. Die Erarbeitung von Leitlinien ist eine zentrale Aufgabe unserer wissenschaftlichen Fachgesellschaft. Dargestellt wird ergänzend zu dem Vorthema die gerade abgeschlossene aktualisierte S3-Leitlinie zu Diagnostik und Behandlung des Morbus Crohn in einer Kurzfassung. Das hepatozelluläre Karzinom stellt ein wichtiges Beispiel des sich in Forschung und Klinik dramatisch entwickelnden Schwerpunktes unseres Faches – der gastroenterologischen Onkologie – dar. Wegen vieler neuer, klinisch relevanter Aspekte ist dieses Thema Gegenstand einer Übersicht. Die akute Pankreatitis ist nach wie vor eine besondere Herausforderung für alle beteiligten Ärzte, der interdisziplinäre Charakter ist evident. Basierend auf klinischen Daten hat bei einigen, früher als Dogma geltenden Empfehlungen ein Umdenken stattgefunden. Ähnliches gilt für die Divertikultis, das Vorgehen hier wird in einem gastroenterologisch/chirurgischen Pro & Contra-Beitrag diskutiert. Neue Entwicklungen in der Bildgebung unseres Fachgebiets werden beispielhaft an einer klinischen Studie verdeutlicht, die sich mit dem Wert der kontrastverstärkten Endosonographie zur Verbesserung der Differenzialdiagnose zwischen chronischer Pankreatitis und Pankreaskarzinom befasst. Da die Auseinandersetzung mit dem komplizierten Patienten die Basis für den Fortschritt und unsere wissenschaftlichen Fragestellungen darstellt, wird Kasuistiken ein besonderer Raum gegeben.

Wir hoffen, dass neben der Darstellung des wissenschaftlichen Fortschritts und der hochrangigen Fortbildung auch der interdisziplinäre Austausch zur Entwicklung von neuen Forschungsinitiativen zum Vorteil unserer Patienten genutzt wird.

Prof. Dr. Martin Zeitz

Medizinische Klinik I mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie/Infektiologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, CBF

Hindenburgdamm 30

12203 Berlin

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