physiopraxis 2025; 23(03): 62-63
DOI: 10.1055/a-2453-7412
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Literarischer Scan durch den Körper – Aua!

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A. HACKE AUA! DUMONT 2024208 S., 20,00 €ISBN 978-3-832168094

Gleich vorweg: Das Buch ist sehr unterhaltsam und es lässt sich beinahe nebenher lesen. Das liegt an Axel Hackes lockerer Feder und an den kurzen Kapiteln. Denn ein jedes thematisiert ein Organ: Haut, Darm, Lunge usw. Hacke erzählt kurzweilig und mit augenzwinkerndem Humor von Erfahrungen mit seinem Körper. Manchmal gleitet er dabei in einen Schenkelklopfer-Humor ab, z. B. wenn er berichtet, dass er aufgrund eines Toilettendrangs zu einer „Stuhlbombe“ wurde, die kurz vor der Detonation stand. Er überlegt, wie die Zeitungsmeldung über die Detonation lauten würde: „Darmkatastrophe vor Innenstadthotel …“. Doch in weiten Teilen ist das Buch mit Freude zu lesen. Der Autor erzählt anekdotisch und freimütig aus seinem (Körper-)Leben: von seiner hypochondrischen Ader oder davon, dass er einen seiner Zähne unter einer Glaskuppel bei sich zu Hause ausgestellt hat. Er assoziiert zu jedem Thema Informationen aus der Welt der Literatur oder der Wissenschaft, zitiert Thomas Mann und Goethe und erläutert, dass auf unserer Haut mehr Bakterien leben, als es Menschen auf der Welt gibt.

Bezeichnenderweise lautet der Titel des Buches „Aua!“ Der Fokus liegt also auf den Beschwerden, die der Körper macht. Das folgt der Logik, dass uns unser Körper häufig erst dann bewusst wird, wenn es irgendwo wehtut oder wenn irgendetwas nicht mehr funktioniert. Damit schafft es Hacke seit Wochen auf die Spiegel-Bestsellerliste Sachbuch. Möglicherweise weist dieser Erfolg auch auf einen in unserer Gesellschaft verbreiteten Umgang mit unserem Körper hin: Er muss in erster Linie funktionieren. Und erst wenn er das nicht mehr tut, bemerken wir ihn so richtig. Davor ist er auf eine mysteriöse Weise „unsichtbar“ oder besser „unspürbar“.

Fazit: Das Buch ist unterhaltsam und liefert neben persönlichen Erfahrungen des Autors interessante Sachinformationen. Allerdings hat es die Perspektive des Auas. Interessant hätte ich Beschreibungen über Ermöglichungszustände des Körpers gefunden.

Martin Huber, Physiotherapeut und physiopraxis-Themenscout aus Konstanz

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Publication History

Article published online:
24 March 2025

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