physiopraxis 2024; 22(07/08): 1
DOI: 10.1055/a-2312-6847
Editorial

Zeit, Verantwortung zu übernehmen!

Anna Zwerenz
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ANNA ZWERENZ

Wir befinden uns in herausfordernden Zeiten. Aufgrund des häufig beschriebenen Fachkräftemangels und des gleichzeitig steigenden Bedarfs an Physiotherapie brauchen wir effizientere und kostensparende Therapiemaßnahmen. Dadurch können wir mit vorhandenen Ressourcen gut haushalten.

Die Forderung nach Evidenz wird, mit dem Blick auf Nachbarländer, berechtigterweise immer lauter. Themen wie der Direktzugang und die Blankverordnung werden hitzig diskutiert. Wir möchten mehr Selbstverantwortung! Doch geht es wirklich nur um Selbstverantwortung?

In ethischer Hinsicht haben wir vor allem auch Fremdverantwortung. Und zwar für unsere Patient*innen, ja vielleicht sogar gegenüber einem ganzen Gesundheitssystem und der Solidaritätsgemeinschaft. Wir sind verantwortlich dafür, unsere Patient*innen nachhaltig, effizient und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bestmöglich zu therapieren. Und das vorrangig nach ethischen, nicht nach wissenschaftlichen Prinzipien.

Muss uns erst auf dem Papier Verantwortung – beispielsweise im Sinne einer Blankoverordnung – übertragen werden, ehe wir uns darüber bewusst werden? Haben wir sie nicht längst, indem wir beispielsweise bei Zweifeln über Diagnosen oder verordnete Heilmittel Rücksprache mit Ärzt*innen halten? Wäre dies also ein rein formaler Akt?

Aber sind wir fachlich und ethisch tatsächlich so weit, mit mehr Verantwortung klug und nachhaltig umgehen zu können, ohne das System auszunutzen? In jedem Fall sollten wir gut vorbereitet und uns der Verantwortung bewusst sein, denn diese kommt manchmal schneller, als man denkt.

Eure

Anna Zwerenz

Physiotherapeutin und Themenscout



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Article published online:
16 July 2024

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