ergopraxis 2024; 17(07/08): 20-22
DOI: 10.1055/a-2303-9113
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Gebrauch von Assessments kritisch reflektieren – Schlaganfall

Ergotherapeut*innen in Dänemark setzen in der stationären und ambulanten Behandlung von Klient*innen mit kognitiven Beeinträchtigungen nach Schlaganfall vermehrt standardisierte Assessments ein. Man sollte allerdings kritisch hinterfragen, ob Therapeut*innen die Assessments korrekt anwenden. Zu diesen Ergebnissen kommt Emma Ghaziani mit ihren Kolleg*innen von der Abteilung für Physio- und Ergotherapie am Universitätskrankenhaus von Kopenhagen, Dänemark.

Die Forschungsgruppe führte eine nationale webbasierte Befragung durch, um zu untersuchen, wie dänische Ergotherapeut*innen die ADL-Kompetenzen von Klient*innen mit kognitiven Beeinträchtigungen nach Schlaganfall behandeln. Sie nahmen alle lizenzierten Ergotherapeut*innen in Dänemark in die Umfragepopulation auf, die mit Menschen nach Schlaganfall arbeiten. Der Fragebogen enthielt eine Kombination aus Fragen mit Multiple-Choice- und Freitext-Antworten. Er erfasste unter anderem folgende Elemente:

  • Was (Materialien, Interventionen) und warum (Clinical Reasoning)?

  • Wer führt die Intervention durch?

  • Wie (Gruppen- oder Einzeltherapie)?

  • Wo (Therapieort)?

  • Wann und wie viel (Häufigkeit und Dauer der Interventionen)?

An der Untersuchung nahmen 244 Ergotherapeut*innen teil, wovon die Forschenden 172 in die Analyse einschlossen. 72 Befragte arbeiteten im stationären Setting, 100 im ambulanten.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Therapeut*innen angeben kann, welche Theorie (z. B. Occupational Therapy Intervention Process Model) ihrer klinischen Argumentation zugrunde liegt. Die Hälfte der Befragten nutzt standardisierte Assessments wie das Assessment of Motor and Process Skills (AMPS) oder die Occupation-based Neurobehavioral Evaluation (A-ONE). Als Intervention setzen sie vor allem bedeutungsvolle Betätigungen (restoratives Modell) oder ein Training zur Fähigkeitsverbesserung ein (akquisitorisches Modell). Die Intensität der Behandlungen liegt stationär bei 30–45 Minuten, 3–4 Mal pro Woche. Im ambulanten Setting findet sie 1–2 Mal pro Woche für 30–60 Minuten statt.

Die Forschenden bewerten kritisch, dass einige Therapeut*innen angeben, sich von betätigungsorientierten Theorien leiten zu lassen, in der Praxis aber funktionsorientierte Beurteilungsinstrumente wie das Montreal Cognitive Assessment (MOCA) anwenden. Sie empfehlen daher, Therapeut*innen zur kritischen Reflexion von Bewertungsinstrumenten anzuleiten.

ms

Scand J Occup Ther 2024; 31: 2318204

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Assessments können dabei helfen, Funktionen oder Betätigungsanliegen zu erheben. Ergotherapeut*innen sollten reflektieren, welche Assessments sie einsetzen. © relif/stock.adobe.com


Publication History

Article published online:
05 July 2024

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