Ernährung & Medizin 2024; 39(03): 151-152
DOI: 10.1055/a-2264-2314
Buchtipps

Das Stück Brot ist wieder ein Stück Brot

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Steiner Roth, Sandra. Das Stück Brot ist wieder ein Stück Brot. 208 Seiten. Bern: Hogrefe Verlag 2024. 30 €. ISBN 978-3-456-863108

Magersucht, Bulimie, Binge Eating Disorder – wer unter einer Essstörung leidet, leidet auf vielerlei Art. Dieses Buch beschreibt den langen, oft verschlungenen Weg von Betroffenen hin zu einem normalisierten Essverhalten und zwar aus ihrer eigenen Sicht, aus der therapeutischen Sicht und aus der Sicht von Angehörigen und Freunden der Betroffenen. Dabei schreibt die Autorin nicht distanziert wissenschaftlich, sondern in großen Bereichen sehr persönlich und quasi in direkter Ansprache an die Betroffenen. Diese Passagen sind in blauer Schrift gehalten und regen die Lesenden an, sich mit ihrem aktuellen körperlichen und emotionalen Befinden, ihrer Gefühlswelt und den suchtartigen Zwängen auseinanderzusetzen, die die Essstörung ausgelöst haben und aufrechterhalten.

Grundtenor ist die positive Perspektive, dass es gelingen kann, einen neuen Umgang mit dem Essen zu finden – in kleinen Schritten und mit viel Geduld. Sodass ein Stück Brot wieder genau das ist: einfach ein Stück Brot und eben kein „Gegner“ in einer dysfunktionalen Gedankenwelt.

Mit Übungen und vielen Tipps im Umgang mit der Waage, mit Entscheidungen, Ängsten, Traumata und Beziehungen lernen die Betroffenen, in sich hineinzuhorchen und Selbstliebe und Akzeptanz aufzubauen. Zudem bekommen sie Strategien an die Hand, wie sie Essanfälle überwinden und ein gesundes Gewicht erlangen können. Hierfür gibt es auch Vorlagen in Form von Notizblockblättern als begleitende Unterstützung im Therapieprozess und im Alltag.

Etwa die Hälfte des Buches besteht aus Erfahrungsberichten von aktuell oder ehemals betroffenen Frauen und Männern, von Eltern sowie von Bezugspersonen aus dem sozialen Umfeld. Hier zeigen sich die vielen Facetten, die ein Leben mit einer Essstörung haben kann, aber auch wie unterschiedlich die Betroffenen mit ihrer Erkrankung umgehen.

Am Ende des Buches stehen die diagnostischen Kriterien verschiedener Essstörungen mit Frühwarnzeichen und den körperlichen Folgen des Hungerns oder Erbrechens. Eine Seite mit Tipps, wie man als Bezugsperson Betroffene gezielt ansprechen kann, runden diesen Buchanhang ab.

Ulrike Andres, Ginsheim



Publication History

Article published online:
03 September 2024

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