Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2024; 31(02): 44-45
DOI: 10.1055/a-2256-7761
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Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Cholera in Sambia

Mitte Oktober 2023 begann in Sambia ein Choleraausbruch, der immer noch andauert. Laut einem Statement der sambischen Gesundheitsministerin [1] erkrankten in dessen Folge bis Ende Februar fast 20 600 Menschen, von denen 699 die Infektion nicht überlebten. Die höchsten Infektionszahlen wurden dabei in der zweiten Januarwoche gemeldet, als täglich bis zu 1200 Neuinfektionen registriert wurden.

Als Reaktion auf diesen Ausbruch wurden die eigentlich Anfang Januar endenden Schulferien um fast einen Monat verlängert und ein 60 000 Zuschauer fassendes Fußballstadion in der Hauptstadt Lusaka in ein Behandlungszentrum umfunktioniert. Darüber hinaus konnten fast 1,9 der etwa 20 Mio. Einwohner des Landes geimpft werden, sodass die Fallzahlen zuletzt deutlich sanken: Anfang März wurden nur noch etwa 50 Neuinfektionen pro Tag registriert.

Doch auch wenn dies bereits einen beachtlichen Erfolg darstellt, ist der Ausbruch damit noch lange nicht beendet. Zum einen gibt es einen weltweiten Engpass an Choleravakzinen: So hat die sambische Regierung um 3,3 Mio. weitere Impfdosen gebeten, um den Ausbruch bekämpfen zu können, erhält jedoch nur einen Bruchteil davon. Weltweit stehen dieses Jahr nur etwa 40 Mio. Impfdosen zur Verfügung, obwohl der Bedarf bei schätzungsweise 90 Mio. liegt.

Zum anderen fehlen auch in Sambia selbst die Ressourcen, um konsequent wichtige Maßnahmen auf den Weg bringen zu können, die die Verbreitung der Cholera nachhaltig stoppen würden: Sambia gehört zu den ärmsten Staaten der Welt; es war das erste Land weltweit, das während der Coronapandemie teilweise zahlungsunfähig geworden ist. Im Jahr 2021 musste es mehr Geld zur Begleichung von Staatsschulden verwenden als für das Gesundheitswesen, die Wasserversorgung und Kanalisation zusammen investiert werden konnte.

Dadurch hat das Land extremen Wetterereignissen, deren Auftreten im Zuge des Klimawandels immer mehr zunimmt, wenig entgegenzusetzen: Während der Regenzeit wurden Ende vergangenen Jahres in vielen Regionen Latrinen überflutet und dadurch benachbarte Brunnen kontaminiert. Danach folgten mehrere Wochen ohne Regen, sodass Anfang März die nun folgende Dürre zur nationalen Katastrophe erklärt und die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser wiederum erschwert wurde.

Die finanzielle Situation des Landes führt auch dazu, dass es zu wenige Gesundheitseinrichtungen gibt – mit nur 0,3 Ärzten pro 1000 Einwohnern gehört Sambia weltweit zu den Schlusslichtern, was sich auch in der besorgniserregend hohen Letalität des aktuellen Ausbruchs widerspiegelt: Während bei schneller und richtiger Behandlung weniger als 1 % der Erkrankten an der Cholera versterben, liegt die Letalität in Sambia bei 3,4 %.

Diese Probleme beschränken sich jedoch nicht auf Sambia, sondern betreffen mehr oder weniger stark auch andere Länder des südlichen Afrikas. Bereits seit etwa 2 Jahren treten hier immer wieder verschieden große Choleraausbrüche auf: Allein in den ersten 2 Monaten dieses Jahres meldeten noch 11 weitere Länder der Region insgesamt 24 000 Infektionen. Neben Sambia waren dabei Simbabwe (10 143 Fälle, darunter 137 Tote), die Demokratische Republik Kongo (4504 Fälle mit 114 Toten) und Mosambik (3555 Infektionen und 7 Todesopfer) besonders stark betroffen.



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Article published online:
08 April 2024

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