JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2024; 13(02): 90
DOI: 10.1055/a-2226-2081
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Angehörigenintegration 2024: Standortbestimmung zur Zusammenarbeit zwischen Betroffenen und Helfern

Eine gelungene Angehörigeneinbindung in die Versorgung von kranken, hilfsbedürftigen und alten Menschen gilt als unverhandelbar. Sie ist eine der Voraussetzungen, damit die Organisation des Tages, die Bewältigung all der Defizite, die sich aus bestehenden Einschränkungen ergeben, erfolgreich umgesetzt werden kann. Nicht umsonst heißt es, dass der größte Pflegedienst Deutschlands die Familie ist. Allein von den etwa 5 Millionen Pflegebedürftigen werden rund 80 Prozent zu Hause – also maßgeblich von den Angehörigen – betreut. Allerdings lässt bereits heute schon der traditionell-familiäre Zusammenhalt nach – und dies vor dem Hintergrund einer demografischen Entwicklung, die zum Ergebnis hat, dass immer weniger junge Menschen einer zusehends größeren Gruppe alter Menschen gegenüberstehen.

Die Sozialwissenschaft und die Psychologie wissen um die Notwendigkeit und Heilsamkeit lebensnaher, sozialer Unterstützung beziehungsweise um die Auswirkungen bei deren Ausbleiben. Erschwerend hinzu kommt der sich verstärkende Trend, dass es immer schlechter gelingt, hinreichend viele Helfer in den unterschiedlichen sozialen, pflegenden und medizinischen Berufen auszubilden, und dass zu viele den Beruf wieder verlassen.

Umso größer die Notwendigkeit, dass die Zusammenarbeit zwischen den professionellen Helfern, den Arztpraxen, Krankenhäusern, ambulanten und stationären Pflegediensten auf der einen Seite und den Angehörigen und Patienten auf der anderen Seite bestmöglich funktioniert. Die Verantwortlichkeit für deren Gelingen liegt maßgeblich bei den hierfür durch die Gesellschaft beauftragten professionellen Partnern.

Eine neue Gießener Studie will nun eine „Standortbestimmung“ der erreichten Qualität der Zusammenarbeit erstellen. Wesentliches Ziel ist es, die unterschiedlichen Aspekte einer Angehörigenintegration zu erfassen und bestehende Unzulänglichkeiten, aber auch Ressourcen aufzuzeigen. Auch gilt es Organisationen beziehungsweise Versorgungsbereiche zu identifizieren, in denen die Zusammenarbeit modellhaft funktioniert, denn Ziel der Studie ist es auch, Entwicklungspfade gelungener Integration zu beschreiben.

Der zu diesem Zweck entwickelte Onlinefragebogen richtet sich an berufliche Helfer, aber auch an betroffene Angehörige. Er ist in 15 Minuten zu bearbeiten und unter www.angehoerigenintegration.de bis zum September 2024 freigeschaltet. Unter dieser Adresse finden sich auch weiterführende Informationen. Für die Aussagekraft der Befragung ist es wichtig, dass möglichst viele Personen teilnehmen.

Prof. Dr. Wolfgang George arbeitet seit über 30 Jahren als Versorgungs- und Organisationswissenschaftler. Der ausgebildete medizinische Psychologe und Krankenpfleger hat zahlreiche Artikel und Bücher verfasst. In drei seiner Bücher wird die Angehörigenintegration theoretisch begründet und darüber hinaus beschrieben, wie es gelingt, diese in der Praxis umzusetzen. Der von Prof. George geleitete TransMIT- Projektbereich für Versorgungsforschung führt seit 2006 Projekte und Beratungen der Versorgungsforschung und -gestaltung durch. Neben den Gießener Studien zu den psychosozialen und medizinisch-pflegerischen Sterbebedingungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wurde das Prinzip der Regionalen Gesundheitsversorgung initiiert. Zuletzt wurde von 2018 bis 2021 ein durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördertes Projekt realisiert, in dem evidenzbasierte Leitlinien zur Reduktion der Verlegung von Sterbenden entwickelt und diese in einem Krankenhaus und einer Pflegeeinrichtung eingeführt wurden. Die systematische Einbindung der Angehörigen in allen Phasen des Vorgehens war erneut ein wichtiges Teilprojekt.

Weitere Informationen zum TransMIT-Projektbereich für Versorgungsforschung und Beratung unter bit.ly/3S6OcvZ.

Quelle: TransMIT GmbH



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Article published online:
04 April 2024

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