DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2024; 22(02): 1
DOI: 10.1055/a-2220-8128
Editorial

Editorial

Dirk Luthin

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Folgen Sie der Wissenschaft!“ Diese oder ähnlich lautende Appelle hören wir wiederholt in den verschiedenen Medien. Doch was ist eigentlich Wissenschaft und wie können wir Wissenschaft von Pseudowissenschaft unterscheiden? Gemäß dem Wissenschaftstheoretiker Larry Laudan verfügen wir derzeit über kein allgemeingültiges Kriterium, um Wissenschaft exakt zu definieren. Vielfach wird in diesem Zusammenhang auf die Ideen Karl Poppers zurückgegriffen, Wissenschaft müsse überprüfbar und falsifizierbar sein, sonst handle es sich nicht um Wissenschaft. Lee McIntyre schreibt in seinem Buch The scientific attitude, dass eine „wissenschaftliche Haltung“ ein zentrales Erkennungsmerkmal von Wissenschaftlichkeit sei; eine Haltung, die Zweifel und Ungewissheit zulasse und bereit sei, eine wissenschaftliche These oder Theorie aufzugeben, wenn sie widerlegt werden kann. Das Gegenteil dieser „wissenschaftlichen Haltung“ stellt hierbei die Dogmatik dar, d. h. starr und wider besseren Wissens an seiner Lehrmeinung oder Theorie festzuhalten: ein Festhalten an einer Ideologie. In mehreren Veröffentlichungen der letzten Jahre ist der Osteopathie dieses dogmatische Festhalten an überkommenen Theorien und Lehrmeinungen und das Nichteinbeziehen der aktuellen Forschungserkenntnisse explizit vorgeworfen worden. Vielleicht kann diese Kritik die osteopathische Gemeinschaft zur Selbstreflexion anregen, die gängigen osteopathischen Ideen und Herangehensweisen auf den Prüfstand zu stellen und mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft abzugleichen.



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Article published online:
27 March 2024

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