Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2024; 19(01): 11-17
DOI: 10.1055/a-2170-3466
SOP/Arbeitsablauf

SOP Akute Achillessehnenruptur

Sebastian Fischer

Einleitung

Die akute Achillessehnenruptur stellt mit einer steigenden Inzidenz von jährlich ca. 30 pro 100000 Einwohner die häufigste Sehnenruptur an der unteren Extremität dar [1] [2]. Der Anstieg ist sowohl auf die Zunahme risikobehafteter Sportarten, die steigende Aktivität des älteren Menschen als auch auf eine konsequentere Erfassung dieser Verletzung zurückzuführen.

Trotz vermeintlich einfacher Diagnosestellung bleiben nicht nur Partialrupturen zunächst häufig unentdeckt oder werden nur verzögert diagnostiziert [3] [4]. Mit einem Geschlechterverhältnis von rund 8 : 1 sind überwiegend ambitionierte männliche Freizeitsportler im Alter zwischen 35 und 45 Jahren betroffen [1].

Eindrücklich sind die von der Achillessehne überwundenen Zugkräfte. Beim normalen Gehen wirkt bereits das 2,5-fache, beim schnellen Laufen das 8- bis 12-fache Körpergewicht. Im Absprungmoment beim Hochsprung können Lasten von über 15000 N auftreten. Jedoch sind es selten derartige Maximalbelastungen, sondern schnelle Richtungswechsel, beispielsweise beim Squash, bei denen im Allgemeinen lediglich 3000–6000 N aufgebracht werden, oder Sturzereignisse mit feststehendem Rückfuß, die als die Ruptur verursachendes Moment benannt werden [5]. Diese Beobachtung bestätigt die Theorie, dass neben dem Ausfall der Reflexsicherung sowohl extrinsisch als auch intrinsisch prädisponierende Faktoren aufeinandertreffen müssen, um eine Ruptur herbeizuführen.

Hinzu kommt eine altersphysiologische Elastizitätsminderung mit Verlust an Proteoglykanen und Kollagenfasern [6]. Als äußere Faktoren sind repetitive Mikrotraumata im ambitionierten Laufsport ebenso wie erhöhte Scherkräfte, die beispielsweise bei Achsdeformitäten des Hohl- und Senkfußes auf die insertionale Achillessehne einwirken, zu nennen. Auf systemischer Seite stehen exemplarisch erhöhte Harnsäurewerte ebenso wie Erkrankungen aus dem rheumatoiden Formenkreis und die Einnahme von Glukokortikoiden und Fluorchinolon-Antibiotika [7].

Dabei sind die akuten Rupturen zumeist auf Höhe der Taille, 4–6 cm proximal der kalkanearen Insertion, dem Ort des geringsten Sehnendurchmessers und der niedrigsten Gefäßdichte, zu finden. Lediglich 10% entfallen auf ein direktes Trauma, knöcherne Ausrisse oder eine Zerreißung des muskulotendinösen Übergangs [8].

Fazit

Take Home Message

Als prädisponierende Faktoren für eine Achillessehnenruptur gelten mechanische Einflüsse wie wiederholte Mikrotraumen, Trainingsmangel und Koordinationsverlust, aber auch anatomische Gegebenheiten, z. B. vermehrter Rückfußvarus oder -valgus. Die degenerative Theorie vaskulärer oder entzündlicher Genese, mit zusätzlicher Einnahme von Kortikoiden, Immunsuppressiva und Fluorchinolon-Antibiotika steht dem gegenüber.



Publication History

Article published online:
09 February 2024

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