Diabetes aktuell 2024; 22(01): 1
DOI: 10.1055/a-2167-6089
Editorial

Digitalisierung von E-Rezept bis digitale Diabetes DMP

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
2   Dresden
› Author Affiliations

Das neue Jahr beginnt und in vielen Praxen wächst der Frust. Das E-Rezept sollte eingeführt werden, manche Kollegen berichteten, dass das problemlos funktioniert, manche Kollegen sind erzürnt, dass gar nichts funktioniert – Deutschland, das Wunderland in der Digitalisierung.

Mitte Januar gab es einen Workshop in Berlin, bei dem alle beteiligten Player aus der administrativen Gesundheitspolitik (DDG, BfArM, GBA, Gematic, Gesundheitsministerium, Aufsichtsbehörden, Projektgruppenleiter, Ersatzkassen, AOK-Bundesverband, Spitzenverband der GKV, IT-Firmen etc.) zusammengekommen sind, um die Zukunft der Digitalisierung im Diabetessektor zu diskutieren. Was in der Einladung als trockene Veranstaltung aussah, entpuppte sich sehr schnell als eine sehr dynamische und konstruktive Diskussionsrunde. Aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft konnten die Anforderungen für ein digitales Diabetes-DMP klar formuliert werden. Im Rahmen der Diskussion wurden diabetesspezifische Patientenpfade ganz praktisch technisch unterstützt. Was können wir davon erwarten?

Einerseits ist der Zeithorizont einer, der bis 2030 oder darüber hinaus geht und somit nicht unbedingt – Überraschung – in den nächsten Monaten für uns bereithält. Andererseits ist das, was entsteht, durchaus disruptiv für die Art und Weise, wie wir Diabetologie betreiben. Ich denke dabei nicht, dass die dynamische Kraft der Digitalisierung die Qualität unserer Diabetesversorgung beeinträchtigt, sondern ich bin überzeugt, dass wir am Ende mehr Zeit für das Gespräch mit unseren Patienten haben werden. Es ist daran gedacht, dass die elektronische Patientenakte (ePA) ein zentraler Bestandteil zur Speicherung von Patientendaten aus unterschiedlichsten Quellen darstellen soll – das ist bekannt und immer gefordert worden. Darüber hinaus soll aber die ePA auch als Kommunikationsinstrument mit den Patienten etabliert werden. Mithilfe eines elektronischen Medikationsplans, der aus unterschiedlichsten Quellen gefüttert wird, als auch einem elektronischen Laborinterface soll man immer den Überblick haben über jegliche Form von Medikamenten, die der Patient einnimmt (oder auch selbst gekauft hat), als auch Doppelbestimmungen im Labor vermieden werden – auch das haben wir immer gefordert. Weiterhin soll die Möglichkeit bestehen, bei Patienten, bei denen man ein gutes Selbstmanagement und einen positiven Verlauf der Daten in der ePA einsehen kann, die Anzahl von Praxisbesuchen reduziert werden kann und damit mehr Zeit bleibt für die Patienten, die aufgrund der gleichen Kriterien mehr Aufmerksamkeit benötigen. Weitere Interfaces in der ePA sollen die Möglichkeit geben, diese Aspekte direkt mit dem Patienten auf sicherem Weg zu kommunizieren, in beide Richtungen.

Sicherlich werden einige Kollegen reagieren und sagen: O Gott, was kommt da noch alles auf uns zu? – und ggf. reflektorisch dieses erstmal ablehnen. Der Eindruck Mitte Januar war allerdings, dass die Politik uns zugehört hat und die Dinge, die wir in unserer Kritik in den vergangenen Jahren immer wieder geäußert haben, versucht jetzt umzusetzen. Es wäre sehr wünschenswert, dass diese Teams, die hier ein klares Commitment für eine Digitalisierung, die sich an diabetesspezifischen Patientenpfaden orientiert, auch in die Lage kommt, dieses umzusetzen. Ich denke, wir sollten uns engagieren, diesen Prozess zu unterstützen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen unserer ersten Ausgabe von Diabetes aktuell in 2024.

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz



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Article published online:
15 February 2024

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