Nervenheilkunde 2024; 43(01/02): 54-55
DOI: 10.1055/a-2151-2887
Gesellschaftsnachrichten

Kopfschmerz News der DMKG

Ubrogepant zur Akuttherapie der Migräne: ähnliche Wirksamkeit bei perimenstruellen und nicht perimenstruellen Attacken

*** MacGregor EA, Hutchinson S, Hongxin L, et al. Safety and efficacy of ubrogepant for the acute treatment of perimenstrual migraine attacks: A post hoc analysis. Headache 2023; 63(8): 1135–1144. doi: 10.1111/head.14619

Hintergrund

Perimenstruelle Migräneattacken sind oft länger und beeinträchtigender als Attacken, die zu anderen Zeitpunkten des Menstruationszyklus auftreten [1]. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass perimenstruelle Attacken mit stärkeren Schmerzen sowie ausgeprägteren Begleitsymptomen einhergehen können [1]. Die Behandlung akuter perimenstrueller Attacken stellt eine besondere Herausforderung dar, insbesondere da die Rate von Wiederkehrkopfschmerzen nach Einnahme von Akutmedikation hoch ist [1]. Die Rolle von Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) in der Pathophysiologie perimenstrueller Migräneattacken wird intensiv erforscht [2], obwohl die Erkenntnisse heterogen sein [3]. Ubrogepant ist ein CGRP-Rezeptorantagonist, der in den USA zur Behandlung akuter Migräneattacken zugelassen ist. In dieser Studie wurde die Wirksamkeit von Ubrogepant im perimenstruellen Zeitraum im Vergleich zu anderen Zeitpunkten untersucht.


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Zusammenfassung

Die vorliegende Studie ist eine Post-hoc-Analyse der Langzeitstudie der ACHIEVE-I- und -II-Studien. In dieser Verlängerungsstudie wurden die Sicherheit und Wirksamkeit von Ubrogepant 50 mg und 100 mg im Vergleich zur Routinebehandlung über 52 Wochen untersucht [4]. In diese Analyse wurden Teilnehmerinnen einbezogen, die mindestens eine perimenstruelle oder nicht perimenstruelle Migräneattacke mit Ubrogepant 50 mg oder 100 mg behandelt hatten. Perimenstruelle Migräneattacken wurden definiert als solche, die zwischen 2 Tage vor und 3 Tage nach Beginn der Menstruation auftraten. Die Hauptendpunkte dieser Analyse umfassten Schmerzfreiheit und Schmerzlinderung nach 2 Stunden bei perimenstruellen im Vergleich zu nicht perimenstruellen Attacken.

Insgesamt berichteten 278 Teilnehmerinnen über perimenstruelle Migräneattacken und 716 über nicht perimenstruelle Attacken, was einer Gesamtzahl von 1329 perimenstruellen und 16145 nicht perimenstruellen Attacken entsprach. Es ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied in der Wirksamkeit von Ubrogepant bezüglich Schmerzfreiheit nach 2 Stunden zwischen perimenstruellen und nicht perimenstruellen Attacken (50 mg: 28,7 % vs. 22,1 %, p = 0,054; 100 mg: 29,7 % vs. 25,3 %, p = 0,757). Ebenso wurden vergleichbare Raten der Schmerzlinderung nach 2 Stunden erreicht (50 mg: 64,8 % bei perimenstruellen Attacken vs. 65,2 % bei nicht perimenstruellen Attacken, p = 0,683; 100 mg: 67,1 % vs. 68,4 %, p = 0,273). Auch die Reduktion von Begleitsymptomen und funktioneller Beeinträchtigung 2 Stunden nach der Behandlung war ähnlich. Die Anzahl an Patientinnen, bei der eine zweite Dosis Ubrogepant oder eine andere Akutmedikation („rescue medication“) notwendig wurde, unterschied sich ebenfalls nicht. Bezüglich der Nebenwirkungen wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen perimenstruellen und nicht perimenstruellen Attacken festgestellt. Am häufigsten wurden Infektionen der oberen Atemwege und Harnwegsinfekte berichtet.


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Kommentar

In der klinischen Praxis erweisen sich perimenstruelle Migräneattacken oft als schwieriger zu behandeln und zeigen höhere Rückfallraten nach Akutbehandlung. Diese Untersuchung zeigt, dass Ubrogepant ein vergleichbares Wirkungs- und Sicherheitsprofil bei der Behandlung sowohl perimenstrueller als auch nicht perimenstrueller Migräneattacken aufweist. Zu den Limitationen dieser Studie zählt, dass es sich um eine Post-hoc-Analyse handelt, die nicht speziell für diesen Zweck konzipiert wurde. Zudem wurden sowohl die physiologische Menstruation als auch die Entzugsblutung bei Einnahme hormoneller Kontrazeptiva als perimenstruell definiert und die Zyklustage basierten lediglich auf den Berichten der Patientinnen. Insgesamt legen diese Daten jedoch nahe, dass Gepante eine vielversprechende Option für die Akutbehandlung von perimenstruellen Migräneattacken sein können, insbesondere für Patientinnen, die Kontraindikationen für andere Behandlungen aufweisen.

Bianca Raffaelli, Berlin


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Publication History

Article published online:
19 February 2024

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