PSYCH up2date 2024; 18(04): 281-298
DOI: 10.1055/a-2147-4792
Organische psychische Störungen

Psychische Störungen bei Epilepsie

Norbert Bohnert
,
Peter Martin

Psychische Störungen treten bei Patienten mit Epilepsie häufig auf. Deren Beschreibung, Diagnostik und Therapie spielt in der Epileptologie eine zentrale und zunehmend größere Rolle. Seit längerem wird auch daran gearbeitet, die psychischen Störungen, die im Zusammenhang mit Epilepsien auftreten können, systematisch zu untersuchen und einzuordnen. Vieles auf diesem Gebiet ist trotz großer Anstrengungen noch vage und im Entstehen begriffen.

Kernaussagen
  • Psychische Störungen sind bei Patienten mit Epilepsie oft schwierig zu erkennen und diagnostisch zuzuordnen. Dennoch sind sie sehr häufig anzutreffen.

  • Beschreibung, Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen bei Patienten mit Epilepsie spielt in der Epileptologie eine zentrale und zunehmend größere Rolle. Gängige Klassfikationssysteme bilden die in Rede stehenden Störungsbilder oft nur unzureichend ab.

  • Bei epilepsieassoziierten Psychosen geht es den Betroffenen psychisch gut, bis sie mehrere Anfälle erleiden, von denen sie sich zwar erholen, aber anschließend psychotische Symptome zeigen.

  • Prävalenzen von depressiven Störungen bei Epilepsiepatienten sind sehr hoch, weisen jedoch eine große Spannbreite auf sowie eine große Varianz an klinischen Erscheinungsbildern. Dasselbe gilt für Angstsymptome bei Patienten mit Epilepsie.

  • Neben der kognitiven Verhaltenstherapie zählt die Pharmakotherapie bei Angststörungen bei Epilepsie zu den Therapieansätzen der ersten Wahl.

  • Psychogene nicht epileptische Anfälle (PNEA/PNES) sind epileptischen Anfällen sehr ähnlich, zeigen im EEG jedoch keine Anfallsaktivität. Sie werden durch einen psychologischen Prozess verursacht.

  • Bei Personen mit Störungen des autistischen Spektrums (ASD) treten Epilepsien deutlich gehäuft in ca. 20% der Fälle auf.

  • Bei ADHS ist davon auszugehen, dass es eine vom epileptischen Anfallsgeschehen oder dessen medikamentöser Behandlung unabhängige Komorbidität darstellt, da ADHS-Symptome oft schon vor dem erstmaligen Anfall nachweisbar waren.

  • Das Suizidrisiko ist bei Epilepsiepatienten deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung.



Publication History

Article published online:
10 July 2024

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