Klin Monbl Augenheilkd 2023; 240(10): 1221-1235
DOI: 10.1055/a-2129-1126
CME-Fortbildung

Das primäre Offenwinkelglaukom

Primary Open Angle Glaucoma
Philip Keye
,
Jan Lübke

Zusammenfassung

Das primäre Offenwinkelglaukom (POWG) als häufigstem Subtyp der Glaukomerkrankungen liegt keine Verlegung des Kammerwinkels zugrunde. Klinisch kommt es zu einem fortschreitenden Verlust von retinalen Ganglienzellen, der bei Überschreiten einer kritischen Schwelle zu irreversiblen Gesichtsfelddefekten führt. Die bisher einzige evidenzbasierte Therapie ist die Senkung des Augeninnendrucks (IOD), um die vollständige Erblindung zu verhindern.

Abstract

Primary open angle glaucoma is the most frequent type among the glaucomas. It is characterized by a progressive loss of retinal ganglion cells and a corresponding visual field loss. Risk factors include older age, ethnicity, family history of glaucoma and, most important, an elevated intraocular pressure (IOP). The IOP is the only modifiable risk factor for glaucoma progression. Therapeutic approaches aim to lowering the IOP and incorporate topical pressure lowering medication, laser treatment, and different surgical approaches. Surgery aims to reducing the outflow resistance of the aqueous humor. This may be achieved by surgically opening the trabecular meshwork or Schlemmʼs canal. Penetrating glaucoma surgery comprises classic trabeculectomy and other draining devices.

Kernaussagen
  • Das chronische Offenwinkelglaukom ist eine fortschreitende Optikusneuropathie, die zur Erblindung führen kann.

  • Wichtige Risikofaktoren sind höheres Lebensalter, Ethnie, familiäre Vorbelastung und ein erhöhter Augeninnendruck.

  • Klinisch imponiert der Verlust retinaler Ganglienzellen, der in einer typischen Exkavation des Sehnervenkopfes resultiert. Die Folge sind irreversible Gesichtsfelddefekte.

  • Beim Nachweis eines progredienten POWG ist eine drucksenkende Therapie indiziert.

  • Die konservative Therapie setzt drucksenkende Augentropfen mit unterschiedlicher Wirkweise ein.

  • Alternativ oder unterstützend kann eine selektive Lasertrabekuloplastik erfolgen. Laserverfahren mit zykloablativer Wirkung sind eher fortgeschrittenen Befunden vorbehalten.

  • Die chirurgische Glaukomtherapie zielt auf eine Verringerung des Abflusswiderstandes des Kammerwassers.

  • Es gibt minimalinvasive chirurgische Maßnahmen und Verfahren der penetrierenden Glaukomchirurgie.

  • Die Wahl des Therapieverfahrens orientiert sich am Glaukomstadium, dem Zieldruck und der Lebenssituation der Patienten.

  • Bei irreversibler Erblindung stehen Schmerzfreiheit und Bulbuserhalt im Vordergrund.



Publication History

Article published online:
16 August 2023

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