Intensivmedizin up2date 2023; 19(02): 161-173
DOI: 10.1055/a-2068-7305
Allgemeine Intensivmedizin

Therapie der Sepsis

Frank Bloos

Die Behandlung von Patienten mit Sepsis gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben auf der Intensivstation. Schon in der ersten Stunde der Versorgung müssen die richtigen therapeutischen Weichen gestellt werden. Neben der Sicherung der Vitalfunktionen sind antiinfektive Behandlungen einzuleiten und später anzupassen; zusätzliche Therapieoptionen müssen abgewogen werden. Hierzu benötigt man ein klares Konzept für das therapeutische Vorgehen.

Abstract

Sepsis as a development of an acute infection-related organ dysfunction significantly increases the risk of death for the patient. Therefore, fast and consistent management is required. The sepsis bundle is a convenient algorithm for initial sepsis therapy within the first hour of sepsis diagnosis consisting of blood cultures, lactate measurement, antibiotics, fluid resuscitation, and vasopressor therapy. Cristalloid solutions are first choice for fluid therapy but albumin and gelatine may be considered if colloid solutions are required. Norepinephrine is the vasopressor of first choice. After initial therapy, further fluid resuscitation should be guided by dynamic criteria. Vasopressin may be added as an additional vasopressor. Goal of resuscitation is to achieve lactate clearance. In shock refractory to therapy, addition of hydrocortisone (200 mg/day) should be considered. Further additional therapies such as immunoglobulins, blood purification, and metabolic resuscitation (combination of hydrocortisone, thiamine, vitamine C) are currently not supported by studies and should not be considered as standard therapy.

Kernaussagen
  • Wenn eine Infektion durch eine akute Organdysfunktion kompliziert wird, kann sich die Prognose des Patienten deutlich verschlechtern. Daher ist ein zügiges und konsequentes Vorgehen notwendig.

  • Bei der Initialversorgung bietet das „Sepsis-Bündel“ (Blutkulturen, Laktatbestimmung, Antibiotikagabe, Volumen- und Vasopressorgabe bei Schocksymptomatik) eine Merkhilfe für die ersten therapeutischen Schritte innerhalb der ersten Stunde nach Diagnosestellung.

  • Vollelektrolytlösungen werden als Volumenersatz verwendet. Humanalbumin und Gelatine können erwogen werden, wenn mit kristalloiden Lösungen allein eine adäquate Volumensubstitution nicht erreicht werden kann. Noradrenalin ist der Vasopressor der 1. Wahl.

  • Nach der Initialtherapie wird eine weitere Volumentherapie notwendig sein. Die Volumentherapie sollte sich nach dynamischen Kriterien ausrichten. Bei Bedarf kann die Vasopressortherapie um Vasopressin ergänzt werden. Ziel der Kreislauftherapie ist es, eine Laktat-Clearance zu erreichen.

  • Bei therapierefraktärem Schock kann die Therapie um Hydrokortison (200 mg/d) erweitert werden.

  • Weitere Therapien wie Immunglobuline, Blutreinigungsverfahren oder die sog. Metabolic Resuscitation (Kombinationstherapie mit Hydrokortison, Thiamin, Vitamin C) sind aktuell nicht durch Daten abgesichert und können daher nicht als Standardtherapie empfohlen werden.

  • Bei Erregernachweis sollte die Antibiotikatherapie resistenzgerecht deeskaliert werden.

  • Nach erfolgreicher Kreislaufstabilisierung sollte sobald wie möglich eine Negativbilanz angestrebt werden.



Publication History

Article published online:
16 June 2023

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