Pneumologie 2023; 77(06): 337-338
DOI: 10.1055/a-2044-4299
Pneumo-Fokus

Sektion 8

SchlafmedizinRezensent(en):
Wolfgang Galetke
,
Nikolaus Büchner
,
Holger Woehrle
,
Bernd Sanner

Aktivitäten der Sektion

Die Sektion 8 (Schlafmedizin) der DGP beschäftigt sich mit Erkrankungen oder Störungen, die im Schlaf auftreten und/oder den gesunden Schlafablauf beeinträchtigen. Der Mensch verbringt etwa ein Drittel seiner Lebenszeit schlafend. Ein gesunder Schlaf ist dabei für nahezu alle Körperfunktionen einschließlich der Gedächtnisbildung von großer Bedeutung. Dem gegenüber werden verschiedene Schlafstörungen, insbesondere die schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) mit einer Vielzahl organischer Folgeerscheinungen einschließlich kardiovaskulärer, zerberaler, metabolischer, immunologischer und auch maligner Komplikationen in Verbindung gebracht. Neben gesundheitspolitischen und organisatorischen Aspekten der schlafmedizinischen Versorgung liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten in der Sektion 8 bei den SBAS, insbesondere der obstruktiven und zentralen Schlafapnoe sowie allen Formen der nächtlichen Atmungsinsuffizienz. Letztere beinhalten u.a. die COPD, das Obesitas-Hypoventiationssyndrom (OHS), Zwerchfellparesen und andere neuromuskuläre Erkrankungen, bei denen sich eine respiratorische Störung oft schon im Schlaf zeigt, bevor sie im Wachzustand manifest wird.

Die Sektion 8 (Schlafmedizin) hat sich 2022/23 im Rahmen der Sektionssitzung anlässlich des DGP-Kongresses in Präsenz sowie in kleineren Gruppen zu gezielten Fragestellungen mehrfach virtuell „getroffen“. Die SNAK-Tagung in Essen, die schon zuvor der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, ist für den Sommer 2023 geplant (Leitung: Prof. Dr. med. Christoph Schöbel).

DGP-Kongress

Die Sektion initiierte auf dem DGP-Kongress 2023 vier Symposien. Die Symposien zu kardiovaskulären und versorgungsperspektivischen Aspekten der Schlafmedizin wurden ebenso wie ein Symposium zu genderspezifischen Aspekten in der Schlafmedizin sehr gut besucht und angeregt diskutiert. Ebenfalls gut angenommen wurden die Symposien zu modernen Kenngrößen der Polysomnografie und zur Digitalisierung.

In der gut besuchten Sitzung mit freien Vorträgen zu aktuellen Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie der Schlafapnoe wurden spannende und vielversprechende neue Aspekte der aktuellen schlafmedizinischen Forschung vorgestellt.

Ein Postgraduiertenkurs (Schlafmedizin für Fortgeschrittene mit interaktiver Fallbesprechung) und ein Frühseminar zur „Kraftfahreignung bei Schlafapnoe“ rundeten als bereits gut etablierte Veranstaltungen der Vorjahre das Angebot unserer Sektion 8 auf dem DGP-Kongress in Düsseldorf ab.

In einer Veranstaltung der AG YoungDGP (Enthusiast meets Experienced) widmete sich ein Themenblock der Schlafmedizin.

Für den DGP-Kongress 2024 sind neben dem o.g. sich stetig weiterentwickelnden Frühseminar und PG-Kurs erneut vier Symposien sowie ggf. ein Joint Symposium mit der DGSM in Planung.

Auf dem DGP-Kongress 2023 in Düsseldorf erfolgte die Neu-Wahl des Sprechers (Prof. Dr. med. W. Galetke) und des stellvertretenden Sprechers (Prof. Dr. med. B. Sanner).

Themenschwerpunkte:

  • Versorgungsmedizinische Aspekte der Betreuung schlafmedizinischer Patienten

  • Stellenwert und Eingruppierung der Schlafmedizin im Rahmen der bundesweiten und Länder-spezifischen Neugestaltung der Krankenhausversorgung

  • Sicherstellung der schlafmedizinischen Weiterbildung vor dem Hintergrund der sich neu entwickelnden versorgungsmedizinischen Strukturen

  • Digitalisierung der Schlafmedizin, Chancen durch die Telemedizin

  • Bewertung aktueller Studienergebnisse zu kardiovaskulären Komplikationen der Schlafapnoe und protektiven Effekten der CPAP-Behandlung

  • Einfluss klinischer, pathophysiologischer und polysomnografischer Parameter (Endo- und Phänotypen) auf die Komplikationen und den prognostischen Benefit verschiedener Therapieverfahren der SBAS

  • Stellenwert der non-PAP-Therapien der OSA (UKPS, Rückenlagerverhinderung, Zungengrundschrittmacher)

  • Therapie der residuellen Tagesmüdigkeit (rEDS) bei OSA

  • Schlaf und Gehirn

  • Genderspezifische Unterschiede bei schlafbezogenen Atmungsstörungen

Präsentationen, Publikationen und Stellungnahmen

Die Sektion 8 der DGP beteiligte sich an der Teilaktualisierung des Kapitels zur residualen Tagesschläfrigkeit der Leitlinie S3-SBAS. Außerdem erfolgte ein sehr kritischer und intensiver Austausch mit der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in Bezug auf ein dort geplantes neues vierstufiges Strukturmodell der schlafmedizinischen Versorgung. Aktuell laufen die Planungen der Beteiligung der Sektion 8 an der Leitlinienaktualisierung SBAS (federführend ist die DGSM).

Ziel der Sektion bleibt es ferner, in Diskussionsforen vermehrt neue wissenschaftliche Projekte auszuarbeiten und auf künftigen Kongressen zu präsentieren. Die Arbeit der Projektgruppe „Kontroversen und Perspektiven in der Schlafmedizin“ mit dem Ziel einer Publikation bzw. Publikationsserie wird fortgesetzt.

Ausblick

Die Schlafmedizin befindet sich weiterhin in schwierigen Fahrwassern. Der zunehmende ökonomische Druck der Kostenträger und eine unsichere Versorgungs- und Vergütungssituation gefährden eine qualitativ ausreichende Betreuung der Patienten ebenso wie eine adäquate Weiterbildung schlafmedizinisch qualifizierter Ärzte in der Zukunft. Beflügelt wird diese Debatte durch neue Studienergebnisse, die bei undifferenzierter und unkritischer Betrachtung den protektiven Nutzen der OSA-Therapie z.B. in Hinblick auf die Symptomatik, Lebensqualität und die allgemeine und kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität infrage stellen. Andererseits konnten wir in den vergangenen Jahren feststellen, dass die pathophysiologischen Grundlagen (Endotypen) und die klinischen Erscheinungsformen (Phänotypen) der Schlafapnoe weitaus komplexer sind als bisher angenommen mit daraus resultierenden differenzierten und individualisierten Therapiekonzepten, die eine ganzheitliche schlafmedizinische Bewertung zwingend erfordern. Ebenso zeichnet sich immer mehr ab, dass die herkömmliche und in der großen Mehrzahl der Studien und Empfehlungen vorgenommene Schweregradeinschätzung der Schlafapnoe nur anhand der Häufigkeit respiratorischer Ereignisse die Komplexität des Krankheitsbildes nicht adäquat wiedergibt. Hier sind neue vielversprechende Parameter in Bezug auf die kardiovaskuläre Risikoprävention in der Forschung, insbesondere die spezifische Hypoxielast (HB, hypoxic burden), aber auch die durch respiratorische Ereignisse verursachte Änderung der Herzfrequenz bzw. der Pulswellenamplitude sowie weitere neue Parameter. Aufgrund der sehr hohen Prävalenz der Schlafapnoe in der Gesamtbevölkerung (fast die Hälfte der Männer haben einen AHI >15/h) kommt dieser Betrachtung aber eine hohe gesundheitspolitische Bedeutung zu. Hier ist es eine vorrangige Aufgabe und Verantwortung der betreffenden Fachgesellschaften, den Stellenwert verschiedener Methoden sowie der ambulanten und stationären Schlafmedizin in der sich neu ordnenden medizinischen Versorgungslandschaft zu definieren und zu etablieren.

Wolfgang Galetke, Hagen-Ambrock
Nikolaus Büchner, Duisburg
Holger Woehrle, Ulm
Bernd Sanner, Wuppertal



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Juni 2023

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