Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-1988-9263
Kommentar zu „SGLT2-Inhibitoren schützen auch Patienten ohne Diabetes“
SGLT-2-Inhibitoren blockieren nicht nur die Aufnahme von filtrierter Glukose im proximalen Tubulus, sondern auch die Rückresorption von Natrium, führen deshalb zu einer Natriurese und sind damit diuretisch wirksam. Der in der hier zu besprechenden Meta-Analyse gesehene positive Effekt von SGLT-2-Inhibitoren auf die Mortalität bei Herzinsuffizienz, auf weitere Endpunkte und die Progressionsbeeinflussung bei chronischer Nierenerkrankung (CKD), auch bei Nichtdiiabetikern, müsste dann überwiegend auf die diuretische Komponente rückführbar sein. Dazu wäre für das Verständnis theoretisch eine Aufteilung der therapeutischen Möglichkeiten sinnvoll: einerseits bei Diabetes, nämlich über die Glukosurie und somit bessere Kontrolle der diabetischen Stoffwechsellage, und andererseits für die diuretische Komponente, welche dann auch bei Nichtvorliegen eines Diabetes eine wichtige und eventuell entscheidende Rolle spielen könnte. Jedoch gilt für Diuretika die Annahme, dass diese z.B. keinen Einfluss auf die Mortalität bei Herzinsuffizienz und auch auf die Progressionsbeeinflussung bei chronischer Nierenerkrankung (CKD) haben [1]. Allerdings gibt es einen Cochrane-Bericht, der einige kleinere Studien zusammenfasst, und der zu dem Schluss kommt, dass Diuretika wohl einen positiven Einfluss auf die Mortalität bei Herzinsuffizienz haben [2]. Hinzu kommt, dass die Diurese durch Glukose, welche bei SGLT-2-Inhibitoren zu der Natriurese als osmotische Diurese dazu kommt, einen anderen Effekt als reine Saluretika hat [3]. Dies ist mit den unterschiedlichen Effekten auf das Gegenstromprinzip und die Effekte auf das tubuläre Interstitium erklärbar sowie dadurch, dass durch SGLT-2-Inhibitoren mehr freies Wasser ausgeschieden wird. Des Weiteren können pleiotrope Effekte der SGLT-2-Inhibitoren in die Diskussion gebracht werden [3]. Deshalb ist eine Verkürzung der Erklärung der Effektivität der SGLT-2-Inhibitoren auf die diuretischen Komponenten durch eine vermehrte Natriurese bei Nichtdiabetikern nicht zulässig und die Effekte sind zudem dadurch nicht erklärbar. Die Daten der hier vorgestellten Meta-Analyse beschreiben auf eindrückliche Art und Weise, dass es sich bei der SGLT-2-Inhibition um ein eigenes therapeutisches Prinzip handelt und der Einsatz zur Progressionsbeeinflussung bei CKD, aber auch zur Beeinflussung von kardiovaskulären Endpunkten bei Herzinsuffizienz, gerechtfertigt ist. Das Feld ist weit und noch nicht hinreichend beschrieben, aber die Arbeit hilft, dies weiter zu erfassen und den Stellenwert der SGLT-2-Inhibition bei Nichtdiabetikern zu präzisieren.
Publication History
Article published online:
29 March 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Ponikowski P, Voors AA, Anker SD. et al. 2016 ESC Guidelines for the Diagnosis and Treatment of Acute and Chronic Heart Failure. Rev Esp Cardiol (Engl Ed) 2016; 69: 1167 DOI: 10.1016/j.rec.2016.11.005. (PMID: 27206819)
- 2 Faris RF, Flather M, Purcell H. et al. WITHDRAWN: Diuretics for heart failure. Cochrane Database Syst Rev 2016; 4: CD003838 DOI: 10.1002/14651858.CD003838.pub4. (PMID: 27040884)
- 3 Fathi A, Vickneson K, Singh JS. SGLT2-inhibitors; more than just glycosuria and diuresis. Heart Fail Rev 2021; 26: 623-642 DOI: 10.1007/s10741-020-10038-w. (PMID: 33197224)