Fortschr Neurol Psychiatr 2023; 91(04): 128
DOI: 10.1055/a-1981-0491
Leserbrief

Zum Beitrag: Erste Vergleichswerte und faktorielle Struktur des Fragebogens zur Erfassung von seelischem Schmerz nach traumatischen Ereignissen (FESSTE-30)

Charly Gaul

In der Darstellung zum FESSTE-30 Fragebogen [1] schlussfolgern die Autoren, dass der Fragebogen zur Verwendung in gutachterlichen Fragestellungen geeignet sei. Dies kann m.E. nicht unkommentiert bleiben und stellt keine korrekte Schlussfolgerung des Artikels dar. Es handelt sich um einen reinen Selbstbeurteilungsfragebogen, der keine Items enthält, die eine systematische Antwortverzerrung im Sinne einer internen Validierung des Fragebogens erkennen lassen. Damit handelt es sich um einen Fragebogen, der als Screeninginstrument eingesetzt werden kann, aber keinen hohen Wert in einer Begutachtungssituation haben kann. Dies schreiben die Autoren im Abschnitt Limitationen im Grunde selbst („Zudem ist der FESSTE-30 ähnlich anfällig wie vergleichbare Selbsteinschätzungsverfahren für bewusste Verfälschungen“). Zur Verwendung in gutachterlichen Fragestellungen und zum Quantifizieren von „seelischem Schmerz“ im medicolegalen Kontext ist der Fragebogen wenig geeignet. Dies ist leider das grundlegende Problem von Selbstbeurteilungsfragebögen subjektiver Symptome in der Begutachtungssituation, das auch für diese Fragestellung durch den FESSTE-30 nicht aufgelöst werden kann.

Charly Gaul



Publication History

Article published online:
13 April 2023

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  • Literatur

  • 1 Flenreiss-Frankl K, Unterrainer H, Fuchshuber J. Erste Vergleichswerte und faktorielle Struktur des Fragebogens zur Erfassung von seelischem Schmerz nach traumatischen Ereignissen (FESSTE-30). Fortschritte der Neurologie Psychiatrie 2022; 90: 503-511