Hebamme 2022; 35(06): 7-8
DOI: 10.1055/a-1954-6296
Studienergebnisse
Kurz berichtet

Therapieansätze bei Geburtsängsten und Tokophobie

Cochrane Database of Systematic Reviews 2021. DOI: 10.1002/14651858.CD013321.pub2.

In der Schwangerschaft durchleben Frauen viele verschiedene Emotionen. Auch das Risiko für Angststörungen und Depression ist in der Zeit von Schwangerschaft und Wochenbett erhöht. Viele Frauen erleben in der Schwangerschaft eine Angst oder Sorge in Bezug auf die bevorstehende Geburt – man spricht von „Fear of Childbirth“ (FOC). Diese Angst kann sich so manifestieren, dass das Erleben der Schwangerschaft negativ beeinflusst wird und Frauen im Alltag einschränkt. Die ausgeprägteste Form der FOC wird als Tokophobie bezeichnet. In dieser Arbeit wurde untersucht, mit welchen Therapieoptionen effektiv Einfluss auf diese Ängste genommen werden kann.

7 Studien mit insgesamt 1357 Teilnehmerinnen wurden in dieses Review eingeschlossen. Die Therapieansätze bei einer ausgeprägten FOC waren Aufklärung, Verhaltenstherapie, Gruppengespräche, Kunsttherapie und der Austausch untereinander. Als Messinstrument kamen unter anderem die Edinburgh-Postnatal-Depressions-Skala (EPDS) und der Wijma Delivery Expectancy Questionnaire zum Einsatz.

Insgesamt konnte eine mögliche Reduzierung der FOC mithilfe dieser Therapieansätze festgestellt werden, allerdings auf einem klinisch nicht relevanten Level. Ein Einfluss auf das Auftreten einer postpartalen Depression wurde wenig bis gar nicht nachgewiesen. Die Therapieansätze scheinen den Einsatz einer PDA positiv zu beeinflussen und die Sectio-Rate zu mindern. Allerdings wird auf das hohe Risiko von Bias in den eingeschlossenen Studien und den damit verbundenen Qualitätsverlust hingewiesen.

Fazit

Das Erleben von Schwangerschaft und Geburt sowie der Geburtsmodus nehmen langfristig großen Einfluss auf die Gesundheit der Frauen. Daher ist es wichtig, sich mit Geburtsängsten in jeglicher Ausprägung auseinanderzusetzen. Die hier vorgestellten Therapieansätze, beispielsweise in Bezug auf die Reduktion der Sectio-Rate, erscheinen relevant und sollten in der Geburtsplanung Beachtung finden. In der Forschung gewinnt das Themengebiet FOC und Tokophobie an Raum, jedoch scheint weiterhin Bedarf, insbesondere an effektiven Therapieansätzen und qualitativ hochwertigen Studien, zu bestehen. Die multifaktoriellen Ursachen einer FOC oder Tokophobie können dabei selbstverständlich nicht außer Acht gelassen werden.

Marlene Koch



Publication History

Article published online:
12 December 2022

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