Hebamme 2022; 35(04): 7-8
DOI: 10.1055/a-1854-8952
Studienergebnisse
Kurz berichtet

Einbeziehung von ärztlichen Geburtshelfer*innen bei hebammengeleiteten Geburten

BMC Pregnancy Childbirth 2021; 21: 728. https://doi.org/10.1186/s12884-021-04209-2

In vielen einkommensstarken Ländern werden Gebärende von einem Team aus Hebammen und Gynäkolog*innen in Krankenhäusern betreut. Primär obliegt die Leitung der Geburt den gynäkologischen Geburtshelfer*innen. Selten finden Geburten unter Leitung von Hebammen statt. Insgesamt besteht keine Zweifel am Nutzen medizinischer Interventionen bei Komplikationen während der Geburt. Unnötige Interventionen, bei physiologischen Verläufen eingesetzt, können jedoch negative Folgen für Mutter und Kind haben.

Die Studie von Morr et al. untersuchte die Häufigkeit und die Gründe für die Einbeziehung von Gynäkolog*innen in primär hebammengeleitete Geburten sowie das maternale und neonatale Outcome. Eingeschlossen in die Studie wurden 532 Geburten von Frauen mit Low-risk-Schwangerschaften. 57% der Geburten konnten hebammengeleitet durchgeführt werden. Gründe für die Einbeziehung von Geburtshelfer*innen bei den anderen Geburten reichten von dem Wunsch nach einer PDA über abnormale kindliche Herztöne bis hin zu postpartalen Blutungen. Morr et al. fanden heraus, dass bei Erstgebärenden signifikant häufiger eine Einbeziehung von Geburtshelfer*innen stattfand. Hinsichtlich des neonatalen Outcomes gab es keine Unterschiede bezogen auf die Beurteilung des Kindes nach der Geburt (APGAR). Ein deutlich niedrigerer Wert der Sauerstoffversorgung des Kindes unter der Geburt konnte jedoch bei den gynäkologisch geleiteten Geburten festgestellt werden.

Insgesamt schlussfolgerten die Autor*innen, dass die hebammengeleitete Geburt eine sichere Alternative zur Geburt unter Leitung von medizinischen Geburtshelfer*innen darstellt. Hierzu bedarf es jedoch evidenzbasierter Einschlussmerkmale, sowie klarer Kriterien, nach denen eine ärztliche Hinzuziehung erfolgen muss.

Fazit

Die Vorteile von kontinuierlicher Hebammenbetreuung unter der Geburt sind bereits bekannt. Die vorliegende Studie ergänzt dieses Wissen durch die Erkenntnis, dass hebammengeleitete Geburten ebenfalls sicher sind. Aufbauend auf den vorliegenden Ergebnissen kann für jede Frau individuell die passende Form der Geburtsleitung gewählt werden. Möglicherweise lassen sich so auch unnötige medizinische Interventionen verhindern und es entsteht das bestmögliche Outcome für Mutter und Kind.

Maureen Kuhn



Publication History

Article published online:
13 September 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany