Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2022; 54(03): 97-98
DOI: 10.1055/a-1826-6496
Gasteditorial

Nahrung bei Krebs aus integrativmedizinischer Sicht

David Martin

In der Ernährungsmedizin wird oft unterschieden zwischen Quantität als „Energieaufnahme sowie die Menge essenzieller Nährstoffe relativ zum individuellen Bedarf“, und Qualität als „die Zusammensetzung der Nahrung in Bezug auf die nicht-essenziellen Bestandteile“ (Artikel von Jann Arends, S. 100). Dies stellt die Qualität in die zweite Reihe, wie es seit Hume in der Wissenschaft insgesamt über Jahrhunderte üblich zu sein scheint [1]. Dabei ist es durchaus interessant festzustellen, dass die auf Quantität einzelner Nahrungsbestandteile orientierten Untersuchungen kaum Hinweise auf den Zusammenhang zwischen Nahrung und Krebserkrankungen geben. Es gibt zwar Hinweise, dass z. B. eine zu niedrige Vitamin-D-Konzentration mit Krebs assoziiert ist. Dies könnte daran liegen, dass Menschen mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel zu wenig Bewegung im Freien haben, denn Vitamin-D-Zugaben senken nicht das Krebsrisiko. Auch Nahrungsmittelzusätze sind eher mit einer erhöhten Krebsinzidenz assoziiert (Jann Arends). Verstörend finde ich, dass es wohl keine zuverlässigen prospektiven, populationsbezogenen Daten zum Einfluss von Pestiziden auf Tumorinzidenzen gibt (Jann Arends), obwohl diese in vielen Fällen im Tierexperiment karzinogen wirken und es inzwischen bessere Alternativen als Pestizide bei der Nahrungsmittelerzeugung gibt [2].



Publication History

Article published online:
26 September 2022

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  • Literatur

  • 1 Bennett J. An Essay Concerning Human Understanding. Book II: Ideas. John Locke,. 1689
  • 2 Brock C, Geier U, Greiner R. et al. Research in biodynamic food and farming – a review. Open Agric 2019; 4: 743-757
  • 3 Mennella I, Fogliano V, Ferracane R. et al. Microencapsulated bitter compounds (from Gentiana lutea) reduce daily energy intakes in humans. Br J Nutr 2016; 116: 1841-1850
  • 4 Fancourt D, Steptoe A. The art of life and death: 14 year follow-up analyses of associations between arts engagement and mortality in the English Longitudinal Study of Ageing. BMJ 2019; 367: l6377
  • 5 Schnohr P, O’Keefe JH, Holtermann A. et al. Various leisure-time physical activities associated with widely divergent life expectancies: the Copenhagen City Heart Study. Mayo Clinic Proceedings 2018; 93: 1775-1785
  • 6 Leitlinienprogramm Onkologie: Komplementärmedizin. Im Internet: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/komplementaermedizin/ [cited 2022 Aug 8]
  • 7 Raupp J. Die organische Substanz des Bodens unter dem Einfluss von Stallmistdüngung und biologisch-dynamischen Präparaten. Lebendige Erde 4/2000: 42–45
  • 8 Geier U. Die Wirkung hinter dem Geschmack. Lebendige Erde 1/2013: 41–43
  • 9 Geier U, Hermann I, Mittag K, Buchecker K. First steps in the development of a psychological test on the effects of food on mental well-being. J Sci Food Agric 2012; 92: 2753-2756