Neonatologie Scan 2022; 11(04): 303-316
DOI: 10.1055/a-1707-6690
CME-Fortbildung

Minimalinvasive Chirurgie beim Neugeborenen

Lucas M. Wessel
,
Martin M. Kaiser

Die minimalinvasive Chirurgie (MIC) gehört mittlerweile auch in der Kinderchirurgie zum Behandlungsspektrum. Gerade bei Klein- und Schulkindern wird MIC erfolgreich eingesetzt und auch ambulant angeboten. Für den Einsatz bei Neugeborenen stellt sich die Situation jedoch differenzierter dar. Es benötigt klare Indikationen und ein sehr gut eingespieltes chirurgisches, anästhesiologisches und intensivmedizinisches Team, um Komplikationen zu vermeiden.

Kernaussagen
  • Die MIC hat auch in der Kinderchirurgie mittlerweile einen wesentlichen Stellenwert. Gerade für die Appendektomie, Cholezystektomie und Fundoplikatio ist sie Standard geworden.

  • Die Indikationen zu operativen Eingriffen bei Neugeborenen sollten interdisziplinär im Team mit Neonatologie, Kinderchirurgie und Kinderanästhesie gestellt werden.

  • Die Anwendung der Minimalinvasive Chirurgie (MIS) bei Neugeborenen muss stets indiziert sein und setzt eine hohe Expertise des gesamten Teams voraus.

  • Insbesondere Komplikationen bei den vulnerablen Neugeborenen sollten antizipiert und nach Möglichkeit immer vermieden werden.

  • Um Komplikationen zu vermeiden, muss eine ausreichende Erfahrung der Teams vorliegen, die idealerweise durch eine Zentralisierung erreicht wird.

  • Für Neugeborene ist die Behandlung durch MIC bei der indirekten Leistenhernie empfehlenswert, da die Ergebnisse der MIC denen der konventionellen Herniotomie mittlerweile ebenbürtig sind.

  • Für die Lokalisierung bzw. Behandlung eines Bauchhodens ist sie eindeutig Methode der Wahl.

  • Einige gastrointestinale und urogenitale Fehlbildungen profitieren in hohem Maße von minimalinvasiven Methoden. Beispiele dafür sind die Pylorushypertrophie, Ösophagusatresie, in ausgewählten Fällen die angeborene Zwerchfellhernie und Aganglionose, wenn eine entsprechende Expertise vorliegt.

  • Die Korrektur der angeborenen Fehlbildungen erfordert viel Erfahrung, damit bei ausreichenden Fallzahlen die Technik gelehrt werden kann.

  • Grundsätzlich sollte die Versorgung insbesondere der seltenen angeborenen Erkrankungen nur an Zentren vorgenommen werden, die aufgrund höherer Fallzahlen eine besondere Expertise in diesen Verfahren aufweisen.

  • Generell ist die multidisziplinäre Zusammenarbeit mit allen beteiligten Disziplinen und Berufsgruppen für den Erfolg entscheidend.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. November 2022

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