Dialyse aktuell 2022; 26(02): 71
DOI: 10.1055/a-1702-8799
Zum Thema

Bildgebung bei Nierenpatienten

Markus van der Giet
1   Berlin
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Prof. Dr. med. Markus van der Giet, Berlin

In dieser Ausgabe der „Dialyse aktuell“ möchte wir einen Überblick über Kontrastmittel und den Gebrauch bei unseren nierenkranken Patienten geben. Kontrastmitteluntersuchungen sind seit den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts ein wichtiges Mittel, um Erkrankungen bei Patienten robust zu diagnostizieren. Schon früh hat sich bei den Röntgenkontrastmitteln eine negative Auswirkung auf die Nierenfunktion gezeigt. Vor allem wurde dies auf die hohe Viskosität und Osmolarität der eingesetzten Kontrastmittel zurückgeführt. Auch direkte toxische Effekte konnten immer wieder identifiziert werden. Aber durch kontinuierliche Weiterentwicklung der Kontrastmittel und auch den möglichen reduzierten Verbrauch hat sich die Situation der Gefährlichkeit der Kontrastmittel doch in erheblicher Weise verändert. Hat man noch in den 1990er-Jahren zahlreiche Interventionen (Hydratation, Gabe von Azetlyzystein, Gabe von Bikarbonat etc.) ausprobiert, um bei eingeschränkter Nierenfunktion eine Verschlechterung bzw. eine Schädigung der Niere zu verhindern, so zeigt sich heute in großen Metaanalysen, dass die Patienten doch eher seltener einen Schaden durch Kontrastmittel erleiden. In dem ersten Artikel wird sehr ausführlich auf die Problematik der akuten Nierenschädigung durch die heute eingesetzten Röntgenkontrastmittel eingegangen.

Als Alternative zur Röntgenuntersuchung hat sich in den 1980er-Jahren die Magnetresonanztomografie (MRT) entwickelt, die – wenn auch aufwendiger – keine Röntgenstrahlen benötigt, um in den Körper hineinzuschauen. Auch hier wurden schnell Kontrastverstärker entwickelt, die aufgrund ihres Sicherheitsprofils schnell als völlig unproblematisch für Patienten auch mit Nierenerkrankungen bzw. Nierenfunktionsstörungen dargestellt wurden. Die MRT mit Kontrastverstärker galt als die ideale Untersuchung in der Situation der eingeschränkten Nierenfunktion, da keine Probleme mit den Gadolinium haltigen Kontrastmitteln bekannt waren. Mitte der 2000er-Jahre änderte sich dies mit der Entdeckung der nephrogenen systemischen Fibrose nach Applikation von Gadolinium haltigen Kontrastmitteln. Hier gibt der Artikel über die MRT-Kontrastmittel einen aktuellen Einblick, was in welcher Situation getan werden kann und ein klares Plädoyer auch für den Einsatz von makrozyklischen Gadolinium haltigen Substanzen.

Eine wichtige Erkenntnis beider Artikel ist in Bezug auf die Nebenwirkungen sowohl der Röntgenkontrastmittel als auch der Gadolinium haltigen Kontrastmittel, dass gerade Nierenpatienten mit einer hohen diagnostischen Notwendigkeit nicht selten Untersuchungen wegen potenzieller Nebenwirkungen der Kontrastmittel vorenthalten wird, obwohl es sich um zum Teil lebensnotwendige Untersuchungen handelt. Damit kommt es zu einer potenziellen Unterdiagnostik, die grundsätzlich verhindert werden sollte.

Im dritten Artikel werden die Möglichkeiten zum Einsatz der FDG-PET-CT-Untersuchung vorgestellt. Es handelt sich hier sicherlich um eine kostenintensive Methode, aber in speziellen Situationen bietet sie einen hohen diagnostischen Wert.

Im Journal-Club stelle ich Ihnen eine aktuelle Arbeit aus Taiwan vor, in welcher der Zusammenhang der Gabe von intravenösen Kontrastmitteln bei CT-Untersuchungen und der Folge eines akuten Nierenschadens beschrieben wird. Es handelt sich um Patienten, die in Rettungsstellen behandelt wurden. Bei Patienten mit einer Nierenfunktionen von über 45 ml/min/1,73 m2 ist die die Kontrastmittelapplikation sehr sicher. Patienten mit einer Nierenfunktion von unter 30 ml/min/1,73 m2 zeigen ein signifikant höheres Risiko für einen akuten Nierenschaden als Folge der Kontrastmittelapplikation.

Ich wünsche Ihnen eine gute Fortbildung durch die 3 Artikel und den Journal-Club.



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Article published online:
14 March 2022

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